Unter dem Titel “Zeit – ein konstitutiver Faktor in der Sozialen Arbeit” diskutieren wir im Rahmen der 5. wissenschaftlichen Tagung der ogsa.
Die fünfte wissenschaftliche ogsaTAGUNG findet von 22. bis 23. März 2021 statt. Die Tagung bietet Austausch, Diskurs und Vernetzung zum Tagungsthema Zeit – ein konstitutiver Faktor in der Sozialen Arbeit. Aufgrund der epidemiologischen Lage wird die Tagung in einem Online-Format via Zoom durchgeführt.
Am ersten Tag erwarten Sie thematische Beiträge im Rahmen von Keynote-Vorträgen, Poster-Präsentationen und Vorträgen in parallel stattfindenden Panels. Ein Highlight stellt die Verleihung des Österreichischen Wissenschaftspreises des Vereins für die Förderung wissenschaftlicher Publikationen zur Sozialen Arbeit (Herausgeber der Zeitschrift „Soziales Kapital“) dar. Am zweiten Tag erwarten Sie Workshops der Arbeitsgemeinschaften der ogsa und die Präsentation des ersten Bandes der Buchreihe der ogsa.
Zeit vergeht, sie ist keine beliebig vermehrbare Ressource – und Bewegung wie im Raum nach vorne, zurück, seitwärts, nach oben oder unten ist nicht möglich. Um die Verfügbarkeit der (Lebens-)Zeit werden offen oder versteckt – Kämpfe geführt; Herrschaft über Menschen heißt auch, über deren Zeit verfügen zu können.
Die Industrialisierung ging mit einer strengen Taktung der Zeit einher und generierte Pünktlichkeit als Tugend. In der Moderne setzte eine Beschleunigung ein, die in der Postmoderne verdichtet und dynamischer wird. Heute werden selbst Muße und Erholung vermarktet, sind Teile eines Programms der Selbstoptimierung, eingepasst in Timeslots in einem durchgeplanten Alltag. In der jüngsten Vergangenheit bekamen Zeit und deren Nutzungsformen im Zuge der Covid-19 Pandemie eine neue Brisanz, vor allem dahingehend, wie unterschiedlich Zeit wahrgenommen und genutzt wird.
In der Sozialen Arbeit ist Zeit nicht erst durch die modernen gewerkschaftlichen Kämpfe um die Arbeitszeit ein bedeutungsvolles Thema. Die verfügbare Zeit für die die Begleitung komplexer Lebenssituationen von Menschen entscheidet mit, welche Hilfen möglich sind und welche nicht. Effizienz- und Effektivitätsforderungen ignorieren die Eigenzeit des Alltags von Adressat*innen sowie die Zeitlogik des Heranreifens und Werdens von Veränderungsprozessen.
Tempo und Rhythmen sind Aspekte der Taktung von Zeit, von Leben, von Interaktions- und Unterstützungsprozessen. Die unterschiedlichen Zeitlogiken und Rhythmen des Alltags – der individuellen Lebens- und Entscheidungsprozesse einerseits und der institutionellen Logik der Sozialbürokratie andererseits – schaffen eine Diskrepanz zwischen der Möglichkeit von Veränderungsprozessen im Leben der Adressat*innen und den Planungs- und Machbarkeitsillusionen einer durchökonomisierten Institutionenlandschaft.
Soziale Arbeit ist nicht nur selbst unter Zeitdruck. Die Sozialbürokratie verlangt Adressat*innen Zeitinvestment durch Amtsbesuche und andere Auflagen ab, welche mitunter demütigenden Charakter aufweisen. Die Zuschreibung der Verfügbarkeit von Zeit hängt maßgeblich vom sozialen Status, den Geschlechterrollen sowie der Stellung in der Erwerbsarbeit ab.
Zu diesen und anderen Aspekten des Themas ZEIT diskutieren wir im Rahmen der 5. ogsaTAGUNG!
Datum: 22. – 23. März 2021
Ort: Online (via Zoom)
Die ogsaTAGUNG findet alle zwei Jahre alternierend zum ogsaFORUM statt. Sie ermöglicht den Fachdiskurs, das Lernen voneinander und die Kontaktaufnahme mit Kolleg*innen aus Lehre, Wissenschaft und Praxis.