Programm Tag 1
10:00 - 11:00 - Registrierung und Ankommen
11:00 - 11:30 - Begrüßung und Einführung in die Tagung
11:30 - 13:00 - Keynote "Wissen/schaft und Geschichtsschreibungen der Sozialen Arbeit: Zwischen Macht und Marginalisierung"
FH-Prof.in Dr.in Irene Messinger
Die Soziale Arbeit in Österreich blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, mit ihrer beginnenden Professionalisierung und sozialwissenschaftlicher Forschung nach dem Ersten Weltkrieg und massiven Einschnitten durch die autoritären Regime der 1930er Jahre. Trotz bedeutender Vordenkerinnen galt die „Fürsorge“ von Beginn an als Profession mit verschiedenen Bezugswissenschaften, jedoch nicht als eigenständige Wissenschaftsdisziplin. Der Vortrag reflektiert aus sozial- und zeitgeschichtlicher Perspektive, wer zu bestimmten Zeitpunkten über die Macht verfügte, das Wissen der Profession zu definieren, und wie dies die Geschichtsschreibung der Sozialen Arbeit prägt/e. Bisher marginalisierte Positionen können über biografische Forschung sichtbar gemacht und in die Geschichte eingeschrieben werden. Die historische Perspektive verdeutlicht, dass die in den letzten Jahrzehnten entstandene (kritische) Sozialarbeitswissenschaft auf das vielfältige Wissen früherer intellektueller Frauen aufbauen kann.
13:00 - 13:45 - Mittagspause
13:45 - 14:15 - Poster-Session
Matthias Kachel, M.A. (BayWISS Promotionskolleg Sozialer Wandel, Promovend / Post Doc)
Nach dem Politikwissenschaftler Fritz Reheis ist politische Bildung "die Gesamtheit aller Prozesse, durch die ein Mensch für das Leben in der Gemeinschaft geprägt wird und sich selbst gestaltet". Während die Soziale Arbeit eine Profession ist, die Menschen in allen Phasen ihres Lebens im Gemeinwesen unterstützt und begleitet, ist der wissenschaftliche Diskurs in Deutschland uneins, ob und wie politisch die Profession und ihre Mitglieder sein können oder sollen.
Dennoch sind Sozialarbeiter*innen in der politischen Bildung tätig, wenn sie das Leben ihrer Klient*innen oder das Gemeinwesen mitgestalten. Um dieser Aufgabe und ihrem politischen Auftrag gerecht zu werden, müssen Sozialarbeiter*innen selbst über politische und staatsbürgerliche Kompetenz verfügen – sonst können sie diese nicht weitergeben.
Für meine Dissertation habe ich zehn verschiedene Curricula der Sozialen Arbeit an ebenso vielen Hochschulen für Soziale Arbeit in Deutschland miteinander verglichen. Mein Ziel war es, herauszufinden, ob und wie zukünftige Sozialarbeiter*innen für politische Situationen und politische Arbeit ausgebildet werden – oder zumindest ausgebildet werden können – und ob die vermittelten Fähigkeiten die sind, die in der Praxis gebraucht werden. Neben der Inhaltsanalyse von Studiengängen der Sozialen Arbeit habe ich sechs Gruppendiskussionen mit Studierenden der Sozialen Arbeit durchgeführt, um sie meine Erkenntnisse über "ihren" Studiengang diskutieren zu lassen und sie nach ihrem Erleben und ihrer Wahrnehmung ihres Studienganges zu fragen – und ob die auf dem Papier festgelegten Fähigkeiten auch die sind, die in der Realität gelehrt werden – und ob sie die sind, die in der Praxis gebraucht werden. Die Gruppendiskussionen wurden mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
In meinem Poster-Beitrag möchte ich meine Ergebnisse sowie meine Schlüsse daraus zur Diskussion stellen.
Florian Ohnmacht, PhD (Universität Innsbruck, Projektmitarbeiter Post-Doc)
In den letzten Jahren wird zunehmend über die Notwendigkeit der Implementierung und Stärkung von Peer-Arbeit im Sozial- und Gesundheitsbereich diskutiert. In Österreich und im deutschsprachigen Raum gibt es eine Reihe von Pilotprojekten, die unter dem Stichwort „Peer Involvement“ durchgeführt und zum Teil evaluiert wurden. In den Befragungen der Nutzer*innen wurden die Peer-Formate überwiegend positiv bewertet. Allerdings handelte es sich dabei in der Regel um ein enges Verständnis von Peer-Arbeit, das selbst nicht hinterfragt wurde. Es fehlt an Forschung, die die Perspektive von Erfahrungsexpert*innen (Ideen, Kritik, Wünsche) auf Peer-Arbeit untersucht. Im Rahmen des Vortrags möchte ich aus dem Forschungsprojekt RESPONSIVE (Horizon Europe) berichten, in dessen Zuge Nutzer*innen sozialer Dienste nach ihren Erfahrungen mit Partizipation und Mitbestimmung innerhalb sozialer Dienste befragt wurden. Die Auswertung eines Teils der Studie, bestehend aus 25 Einzelinterviews und drei Workshops mit insgesamt 26 Teilnehmenden, zeigte, dass die befragten Erfahrungsexpert*innen umfassende Vorstellungen von Peer-Arbeit mitbringen, die mit Forderungen nach einer Demokratisierung sozialer und medizinischer Dienste verbunden sind. Die Interviewteilnehmer*innen betrachteten Peer-Arbeit als einen Baustein zur Demokratisierung sozialer Dienste und des sozialen Sektors und identifizierten dabei drei Dimensionen der Demokratisierung durch Peer-Arbeit: Peer-Arbeit wurde das Potenzial zugeschrieben, den Zugang zu sozialen Diensten zu verbessern, zu einer Demokratisierung des Wissens beizutragen und durch „Peer-Ownership“ Machtgefälle abzubauen. Während soziale Dienste und vor allem auch psychiatrische Einrichtungen dem Ansatz des Peer Involvement – also der partiellen Einbeziehung von Peers in gegebene Strukturen – folgen, forderten viele Nutzer*innen Formate der Peer-Arbeit, die zu substantiellen Veränderungen von sozialen Diensten führen könnten.
Lisa Kraler (AG queere WWH)
Nadja Struber (AG queere WWH)
Der Bedarf an gezielter Unterstützung für LGBTI*QNA+ Personen in der Wiener Wohnungslosenhilfe wird immer deutlicher. Aus dieser spürbaren Notwendigkeit heraus hat sich eine Arbeitsgruppe aus der LGBTIQA+ Vernetzung der Wiener Wohnungslosenhilfe herausgebildet. Diese Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, sich für die Interessen von queeren Obdach- und Wohnungslosen einzusetzen und die Verbesserung von Angeboten und Strukturen in der Wiener Soziallandschaft voranzutreiben. Aufbauend auf dem Forschungsbericht "LGBTIQ+ in der (niederschwelligen) Wiener Wohnungslosenhilfe" wurde ein Positionspapier verfasst, das die spezifischen Bedürfnisse dieser besonders vulnerablen Gruppe thematisiert. Es adressiert die Notwendigkeit, spezifische Angebote für LGBTI*QNA+ Personen zu entwickeln und die bestehende Praxis der Wiener Wohnungslosenhilfe anzupassen, um so LGBTI*QNA+ inklusive Räume für Obdach- und Wohnungslose in Wien zu schaffen.
Zentrales Ergebnis der Auseinandersetzung ist ein Forderungskatalog, der an verschiedenen Ebenen ansetzt (Forderungen an Basis, Träger*innen und Fördergebende). In unserem Beitrag zur Tagung wollen wir als Teil der AG die Verbreitung des Papiers nachzeichnen und auf die Lobbyarbeit nach der Veröffentlichung eingehen. Dazu werden wir zuerst die Methoden der Verbreitung (Mail, digitale Präsenz, Sticker) vorstellen und dabei unsere Überlegungen, die zur Verfügung gestellten Ressourcen und unsere Einschätzung der Wirksamkeit darlegen. Anschließend widmen wir uns den (bisherigen) Rückmeldungen und welche weiteren Möglichkeiten, unsere Anliegen zu verbreiten und durchzusetzen daraus entstanden sind. Aus jetziger Perspektive kann die Verbreitung als gelungen angesehen werden. Offen bleibt, inwieweit durch unsere Arbeit Druck erzeugt werden kann und Mitstreiter*innen gefunden werden können, um nachhaltige Veränderungen und Entwicklungen im Sozialsystem anzustoßen.
Weitere Infos zur AG queere WWH und zum Papier: https://queerewwh.wixsite.com/positionspapier
Heimo Neumaier (ASH Berlin)
Der Präsentationsbeitrag thematisiert eine strukturelle Kooperation zwischen österreichischen Notschlafstellen und der (Kriminal-)Polizei: Gesamte Notschlafstellenpopulationen werden regelmäßig und indirekt in der Nacht verdachts- und anlassunabhängig von der Polizei kontrolliert; es kommt dadurch zu Festnahmen und initiierten Abschiebevorgängen – die erhöhte Kontrollfrequenz in Notschlafstellen ist eine Unrechtsperformanz, welche u. a. auf strukturellen Obdachlosenhass in der Polizei zurückzuführen ist. Ein Mandatskonflikt zwischen Adressat*innenerwartungen, Gesellschafts- bzw. Trägerauftrag und dem Professionswissen begleitet Praxisbeispiel und Forschungsprozess; dieser wird permanent macht- und sozialarbeitskritisch beleuchtet.
15 kritisch-aktivistische Sozialarbeiter*innen sowie u.a. kritische Jurist*innen, Antirepressionsbüro, Erfahrungsexpert*innen, BAWO, Antidiskriminierungsstellen und Hochschulen wurden in den Forschungsprozess involviert, um Gegenwissen, Gegenmacht, Solidarität und Transformation erzeugen zu können. (Menschen-)Rechtswege bzw. strategische Prozessführung, Whistleblowing, geforderte Qualitätsstandards in Notquartieren (Lobbying) und ziviler Ungehorsam zeigen kurz- und langfristige Interventionsvorschläge. Lobbyarbeit (=Interventionskonzept) und Solidarität (=Interventionsgrundlage) werden und wurden folglich zusammengedacht.
Das generierte Wissen wurde zudem genutzt, um Erfahrungsexpert*innen eine Stimme zu geben: siehe z.B. folgendes Videointerview.
David Neusteurer, MA (neunerhaus – Hilfe für obdachlose Menschen, Referent Grundlagen & Policy-Arbeit)
Soziale Arbeit ist aufgrund ihrer vielfältigen Handlungsfelder und ihrer Anpassungsfähigkeit in zentralen Gesellschafts- und Politikbereichen, wie z.B. Gesundheit, Wohnen oder Bildung tätig.
Dadurch erhält Soziale Arbeit einen detailreichen Blick auf die Lebenswelt von Einzelpersonen oder Gruppen und auf Gegebenheiten im Gemeinwesen, wodurch positive, negative oder ausbleibende Auswirkungen von politischen Maßnahmen auf diese Gefüge sehr rasch wahrgenommen und erkannt werden.
Ausgehend vom gesellschaftspolitischen Auftrag Sozialer Arbeit, stellt sich die Frage, wie diese Expertise im Sinne der Policy-Arbeit auf Entscheidungsträger*innen wirken können, damit sich Rahmen- und Lebensbedingungen für benachteiligte Menschen(gruppen) verbessern.
Aus Sicht einer Sozialorganisation, die mit Hilfe der Profession Sozialer Arbeit, auf die Gestaltung von strukturellen Veränderungen abzielt, sind zwei zentrale Herausforderungen zu adressieren:
– Die Verknüpfung der Wahrnehmungen auf operativer Ebene mit theoretischen Erkenntnissen und Abläufen auf gesellschaftspolitischer Ebene, um die Beobachtungen zu kontextualisieren und entsprechend einzuordnen.
– Die Kommunikation dieser Erkenntnisse an Entscheidungsträger*innen, mit dem Ziel, Veränderungen auf struktureller Ebene zu bewirken.
Um diesen beiden Herausforderungen zu begegnen, benötigt es ausreichend Ressourcen zur Aufbereitung, Kontextualisierung und Kommunikation operativer Erkenntnisse Sozialer Arbeit durch wissenschaftlich fundierte Grundlagen- und Policy-Arbeit.
neunerhaus arbeitet gezielt daran, operative Erkenntnisse Sozialer Arbeit auf unterschiedliche Weise für die Veränderung von strukturellen Rahmenbedingungen einzusetzen.
In der Poster-Präsentation werden auf Basis theoretischer Grundlagen, Herangehensweisen, Erfahrungen und Erkenntnisse der Policy-Arbeit von neunerhaus präsentiert und zur Diskussion gestellt.
DIin Elke Szalai, MA (Wissenschaftliche Mitarbeiterin FH Burgenland GmbH)
Viktoria Stifter, BA MA (Hochschullehrende FH Burgenland / Departement Gesundheit & Soziales)
Wissensmanagement und entsprechende Tools fördern die vernetzte Nutzung von explizitem und implizitem Wissen zwischen Praktikerinnen und Wissenschaftlerinnen der Sozialen Arbeit. In der Lehre ermöglicht dies Studierenden, einen produktiven Zugang zu Inhalten, unterstützt durch kollaborative Tools und auch KI.
Vor diesem Hintergrund beschreibt dieser Beitrag die LVA „Arbeit, Diversität und Geschlecht“, in der kreative Methoden den Wissenstransfer fördern und Studierende aktiv einbinden. Die Hypothese lautet, dass ein kreativer, methodisch fundierter Ansatz Lernprozesse erleichtert und an die individuellen Erfahrungen der Studierenden anknüpft. Die Veranstaltung richtet sich an 45 Studierende im 5. Semester BA Soziale Arbeit an der FH Burgenland und wird von einem interdisziplinären Team aus Sozialer Arbeit, Geschlechterforschung und Wissensmanagement geleitet.
Für die laufende Lehrveranstaltung wurde ein Wissensmanagementansatz, basierend auf dem SECI-Modell von Nonaka & Takeuchi (1997) gewählt, der eine gemeinsame Wissensproduktion ermöglicht. Dabei entwickelt sich implizites Wissen durch Externalisierung weiter, wird neu kombiniert und erneut implizit verankert, was eine nachhaltige Internalisierung von Wissen im Kontext der Lehrveranstaltung unterstützt. So erfolgt ein Wissensaustausch, bei dem sich alle ohne Konkurrenz einbringen können. Vorträge wurden ergänzt durch die Bearbeitung vorbereiteter, individueller Fallvignetten, die von den Studierenden vertiefend mit Lehrveranstaltungsinhalten bearbeitet wurden. Zum Abschluss steht ein von den Studierenden in den Lehrveranstaltungsblöcken gestalteter Tag mit fünf ausgewählten Expert*innen und einem Design Thinking Setting (Lewrick et al., 2009). Der interaktive Teil widmet sich der Fragestellung, wie diskriminierungsfreie Arbeitswelten prototypisch aussehen. Ziel der Veranstaltung ist es, angehenden Sozialarbeiter*innen praxisrelevante Wege und Methoden zu vermitteln, die sie in ihrer beruflichen Praxis unterstützen.
Literatur:
Nonaka I., Takeuchi H., (1997): Die Organisation des Wissens. Wie japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar machen. Aus dem Englischen von Friedrich Mader. Campus-Verlag, Frankfurt am Main
Lewrick, M., Link, P., & Leifer, L. (Hrsg.). (2017). Das Design Thinking Playbook: Mit traditionellen, aktuellen und zukünftigen Erfolgsfaktoren. Vahlen.
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Wrentschur (ao. Univ.Prof. und Künstlerischer Leiter University of Graz und InterACT)
In Zentrum das Posters steht das Projekt WARE WOHNEN MENSCHENRECHT, bei dem in einem mehrstufigen partizipativen und szenischen Forschungs- und Gestaltungsprozess Wohnungsnot sowie prekäre Wohn- und Lebensformen unter Einbeziehung unmittelbar Betroffener untersucht und damit verbundene Probleme und Dynamiken szenisch zum Ausdruck gebracht wurden (WARE WOHNEN MENSCHNRECHT 2020; Wrentschur 2021; 2024a; 2024b). In interaktiven Forumtheateraufführungen wurde der Dialog mit der gesellschaftlichen Öffentlichkeit gesucht, die dabei erprobten Lösungsansätze und artikulierten Veränderungsideen mündeten in die kooperative Formulierung von konkreten Empfehlungen und politischen Vorschlägen für ein leistbares, menschenwürdiges und inklusives Wohnen in Graz und in der Steiermark, die in weiterer Folge in politische Prozesse eingebracht wurden.
Der dem Projekt zugrundeliegende methodische Ansatz, der szenische mit partizipativen Vorgangsweisen verbindet (Erel et al. 2017; Wrentschur 2021), gab der Betroffenenperspektive einen besonderen Raum, im Fall des Projekts waren das Menschen mit prekären Wohn- und Lebenserfahrungen. Zudem spielten die Vernetzung und Kooperation zu fachlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen eine große Rolle, gerade auch dort, wo es um die Analyse, die Entwicklung von Lösungsvorschlägen und die politische Einmischung und Beteiligung ging.
14:15 - 16:00 - Parallele Panels zu 4 Themenbereichen
Panel 1: Wissen und Profession – Wissensvielfalt als Grundlage Sozialer Arbeit
Moderation: Moritz Reisberger, BA MA
Dr.in Kathrin Bereiter, MA (Assistenzprofessorin FH OÖ, Campus Linz, Department für Angewandte Sozialwissenschaften)
Beim österreichische Maßnahmenvollzug handelt es sich um eine totale Institution, in der Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung gegen geltendes Recht verstoßen haben, auf unbestimmte Zeit in speziellen Anstalten untergebracht werden. Die Forschungslandschaft zum Maßnahmenvollzug ist dabei geprägt von juristischen, quantitativen Arbeiten, und selten werden Adressat*innen/Klient*innen der forensischen Sozialen Arbeit in die Wissensgenerierung über sie miteinbezogen. Daher wird in diesem Vortrag, basierend auf zwei qualitativen Studien, die über und mit forensischen Klient*innen durchgeführt wurden, ausgelotet, wie das Forschen in diesem Feld mit partizipativen Elementen gestaltet werden kann und welche Herausforderungen damit jedoch verbunden sein können. Dabei wurde in der ersten qualitativen Studie mittels problemzentrierter Interviews und Gruppendiskussionen der Frage nachgegangen, wie sich die Betreuung, Behandlung und Unterbringung von rassifizierten Adressat*innen im Maßnahmenvollzug gestaltet (Bereiter und Kitzberger, 2022; 2024). Die zweite Forschungsarbeit beleuchtete mithilfe narrativ biografischer Interviews die Lebensbedingungen und intersektionalen Herrschaftsverhältnisse, in denen sich Frauen im System des Maßnahmenvollzug bewegen müssen (Bereiter, 2024). Basierend auf den Forschungsprozessen und -designs dieser Studien wird aufgezeigt, wie das von den betroffenen Adressaten*innen eingebrachte Wissen zurück in die Praxis und Lehre der Sozialen Arbeit getragen wurde, um so im besten Falle positive Veränderungen für diese Adressat*innengruppe erreichen zu können. Anschließend wird anhand dieser Forschungserfahrungen offengelegt, welche Herausforderungen sich beim Forschen in einem justiziellen Zwangskontext ergeben können und wie diese Machtverhältnisse das generierte Wissen beeinflussen können.
Bereiter, K. (2024). Frauen im österreichischen Maßnahmenvollzug: Lebensbedingungen und Selbstermächtigungsstrategien psychisch kranker Straftäterinnen. (1 Aufl.) Springer VS.
Bereiter, K., & Kitzberger, S. (2022). (Keine) Aussicht auf Entlassung? Die Situation von Migrant*innen im System Maßnahmenvollzug, in C. Stark (Hrsg.), Sozialarbeitsforschung Projekte 2021: Schriften zur Sozialen Arbeit (1 Aufl., Band 53, S. 219-287).
Bereiter, K., & Kitzberger, S. (2024). „Im schlimmsten Fall bleiben sie im Maßnahmenvollzug”. Empfehlungen für die Unterbringung und Betreuung von rassifizierten Personen im System des österreichischen Maßnahmenvollzugs, in C. Stark (Hrsg.), Sozialarbeitsforschung Projekte. 117 Seiten.
Moritz Reisberger, BA MA (MCI – Department Soziale Arbeit)
Seit 2020 haben sich soziale Probleme in Österreich verschärft. Sozialarbeitende sind täglich in Kontakt mit Menschen, die besonders von diesen sozio-ökonomischen Zuspitzungen betroffen sind. Das Handeln der Fachkräfte basiert dabei auf erlerntem, bewusstem und unbewusstem Wissen. Für das präsentierte Forschungsprojekt stellte sich somit die Frage, wie sich sozialarbeiterisches Wissen und Handeln in der Gegenwart abzeichnet und wie sich Interventions-, Entscheidungs- und Beurteilungsweisen vor dem Hintergrund gegenwärtiger Rahmenbedingungen (weiter)entwickeln.
Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage(n) wurde im Jahr 2024 eine qualitative Studie in zwei Erhebungsteilen mit Sozialarbeiter*innen in allen Tiroler Bezirken durchgeführt. Um eine Grounded Theory (Corbin & Strauss) zu entwickeln, fokussierte die Studie drei verschiedene Handlungsfelder der Sozialen Arbeit: (1) Kinder- und Jugendhilfe, (2) Materielle Grundsicherung und (3) Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit. Für den ersten Untersuchungsteil erstellten Sozialarbeitende (n=19) mündliche/schriftliche Falljournale in einer selbst gewählten Woche zwischen Juli-Oktober 2024. Nach Abschluss erfolgte ein semi-strukturiertes, narratives Interview zur offenen Retrospektion der Praxiswoche bzw. des Dokumentierten. Für den zweiten Projektteil bearbeiteten weitere 23 Fachkräfte aus o. g. Bereichen eine handlungsfeldspezifische Fallvignette anhand der Thinking-Aloud-Methode (Ericsson & Simon). In direktem Anschluss hieran erfolgte eine semi-strukturierte Nachbesprechung zur vertiefenden Auseinandersetzung mit der Fallbearbeitung (‚retrospective‘ Thinking-Aloud). Alle Daten werden aktuell offen codiert bzw. anschließend axial/selektiv kategorisiert, um Muster, Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich gegenwärtiger Wissensbestände und -Typologien der Praxis Sozialer Arbeit zu rekonstruieren. An der ogsaTAGUNG 2025 werden erstmalig im Rahmen einer Fachkonferenz Einblicke in die entstehende Grounded-Theory gewährt.
Förderung: Teile der Studie wurden durch Mittel der Nachwuchsforscher*innen-Förderung des Landes Tirols unterstützt.
Mag.a (FH) Marlies Dworak (Housing First Österreich, Referentin für Housing First – Wissensmanagement)
Gerhard Schützinger, MA (Housing First Österreich, Stakeholder-Kommunikation)
Die Soziale Arbeit vereint vielfältiges Wissen, das sie selbst entwickelt und aus anderen Disziplinen übernimmt. Dieses Wissen wird genutzt, um gesellschaftliche Veränderungen aktiv zu gestalten und soziale Innovationen bedarfsgerecht für Adressat*innen zu entwickeln. Oft bleibt dieses Wissen jedoch in Silos einzelner Institutionen oder Teams. Ein Beispiel, wie Wissen über Organisationen hinweg Wirkung erzeugt, ist das Bundesprogramm Housing First des Sozialministeriums, das wohnungslose Personen anhand des Housing First Ansatzes durch direkte Vermittlung in die eigene Wohnung langfristig unterstützt. Zahlreiche Sozialorganisationen setzen das Programm österreichweit um. Es legt großen Wert auf gezieltes Wissensmanagement, das Wissenslücken schließt und Erfahrungswissen weitergibt. Ein bundesländerübergreifendes Netzwerk gewährleistet einen hohen Qualitätsstandard und berücksichtigt dabei regionale Unterschiede. Es werden verschiedene Wissensformate angeboten, etwa Webinare, Community of Practice, Fallbesprechungen, Fachtagungen, digitale Wissensplattform und Newsletter. Das fördert die aktive Beteiligung aller im Programm Mitarbeitenden. Die Erfahrung und das Fachwissen der Mitarbeitenden schafft Raum für kreative und innovative Lösungsansätze. Verschiedene Akteur*innen sammeln und wenden in enger Kooperation Wissen an und stellen so eine bedarfsgerechte Umsetzung sicher. Das Unterstützungsprogramm Housing First zeigt, dass gezielte Wissenssteuerung und die Zusammenarbeit über institutionelle Grenzen hinweg essenziell für die Qualität der Sozialen Arbeit sind. Das integrierte Wissen aus der Praxis wirkt nicht nur als Grundlage für die praktische tägliche Arbeit, sondern fördert langfristige Veränderungen in der Soziallandschaft. Durch kollektive Wissensarbeit entstehen innovative Ansätze zur Bearbeitung komplexer sozialer Herausforderungen und zur nachhaltigen Verbesserung der Wirksamkeit Sozialer Arbeit.
Prof. (FH) Dr. Martin Gössl (FH-Dozent Institut für Soziale Arbeit an der FH JOANNEUM)
Das Zitat “Everything in the world is about sex except sex. Sex is about power.” wird Oscar Wilde zugeschrieben (M. Cunningham, The Bottomless Fascination with the Process Itself, UPress NE 2006, S. 14) und bringt es – wie für den weltberühmten Autor nicht unüblich – beeindruckend klar auf den Punkt: Sex und die Definition von Sex ist Macht. Über Jahrhunderte haben wenige Professionen die Deutungshoheit über den Sex (& das dazugehörige Geschlecht) beansprucht und prägen bis heute maßgeblich die dazugehörigen Diskurse. Doch sind diese Formen der Definitionen überhaupt noch zeitgemäß und aus sozialarbeiterischer Sicht einer angewandten Anthropologie passend?
In der vorliegenden Präsentation, die sich aus den Erkenntnissen einer gerade im Entstehen befindlichen Publikation speist, soll ein kurzes Schlaglicht auf diese Frage geworfen werden. Aktuelle theoretische Bezüge werden dabei mit zeitdiagnostischen Wahrnehmungen in Form von Diskursen verbunden (z.B. Genderfluidity), um darzulegen, warum medizinische, juristische und biolologische Determinationen für eine Soziale Arbeit nur unzureichend praktikabel sind.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass gerade eine zunehmend komplexer werdende Alltagswelt bezüglich Geschlecht und Sexualität ein ebenso vielfältiges Professionswissen über das Erleben dieses essentiellen Lebensbereiches nach sich zieht um wirkungsvoll handeln zu können.
Um diesen Herausforderungen zu entsprechen, braucht es eine Erweiterung in der grundlegenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Sex in der Sozialen Arbeit und daraus ableitend auch entsprechende diversifizierte Vermittlungskonzepte, welche die zentralen Inhalte der Publikation darstellen. Um den Rahmen der Präsentation nicht zu überdehnen, soll der Fokus im Besonderen auf die Notwendigkeit der Definitionsmacht von Sex gelegt werden und damit die Verantwortung für Sozialarbeitende deutlich herausgestrichen werden, hier in den Diskursen über Sex professionelle Positionen einnehmen zu müssen.
Panel 2: Wissen und Wissenschaft – Lehre und Forschung in der Sozialen Arbeit
Moderation: tba
FH-Prof.in Priv.-Doz.in MMag.a Dr.in Johanna Muckenhuber (Assoziierte Professorin (FH) Institut für Soziale Arbeit an der FH JOANNEUM)
Die Arbeit mit komplex traumatisierten Menschen ist herausfordernd und häufig auch sehr belastend für die Fachkräfte der Sozialen Arbeit. Erlebnisse von Gewalt und Missbrauch schreiben sich in die Betroffenen ein und äußern sich unter anderem über Mechanismen traumatisierender Übertragung in ihren sozialen Interaktionen. Dies betrifft private Beziehungen genauso wie professionelle Beziehungen zu Fachkräften. Entsprechend ist es wichtig, in der Lehre und Ausbildung Kompetenzen traumasensibler Sozialer Arbeit zu vermitteln.
Dieser Beitrag befasst sich mit der Frage, warum psychodynamisch/ psychoanalytisches Wissen von entscheidender Relevanz für Trauma kompetente Soziale Arbeit ist und welche spezifischen Kompetenzen die Kenntnis entsprechender Konzepte den Fachkräften im Umgang mit traumatisierenden Übertragungen im Kontakt mit schwer traumatisierten Menschen vermittelt. Die komplexen psycho-sozialen Dynamiken, die sich in der Beziehung zwischen Fachkräften und Klient*innen zeigen, erfordern eine Ausbildung, bei der aktuelle psychodynamische Konzepte der Traumatherapie theoriebasiert vermittelt werden und in Selbstreflexion und Fall-Supervision für die Praxis nutzbar gemacht werden können.
Gleichzeitig eröffnen Selbstreflexion und Selbsterfahrung im Rahmen der akademischen Lehre mit den ihr inhärenten Machtungleichheiten in einer Hierarchie zwischen Studierenden und Lehrenden, die auch Noten vergeben, ein Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit eigener Vulnerabilität einerseits und notwendiger Kritik im Sinne der Qualität der Lehre und der Wahrung guter wissenschaftlicher Praxis andererseits. Entsprechend ist die Wahrung wechselseitiger Anerkennung im Sinne eines konstruktiven akademischen Diskurses und eines offenen Klimas für die Möglichkeit eines Lernen, das Selbsterfahrung inkludiert, gerade für das Feld traumasensibler Sozialer Arbeit von essenzieller Bedeutung.
In dem Beitrag wird die aktuelle relevante Literatur, insbesondere in Bezug auf Traumata und deren Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen, dargestellt und in Zusammenhang mit dem neuen Curriculum des Masterstudiums Soziale Arbeit in Graz diskutiert. Ergänzend dazu werden erste Erkenntnisse aus einem Projekt zur Implementierung dieser Konzepte im Kontext trauma-sensibler Arbeit in Schulen vorgestellt.
Schließlich soll in dem Beitrag anhand der theoriebasierten Reflexion von Fallvignetten diskutiert werden, wie die Kenntnis theoretischer Konzepte dazu beitragen kann, in der praktischen Arbeit traumatisierende Übertragungen und projektive Identifizierungen zu erkennen und im Umgang mit solchen herausfordernden Dynamiken in der sozialen Interaktion konstruktiv darauf zu reagieren.
Dr.in Sabine Klinger, MA (Post-doc-Universitätsassistentin Universität Graz)
Dr.in Susanne Sackl-Sharif, MA (Universität Graz)
Der Einsatz digitaler Technologien wird im Feld der Sozialen Arbeit zunehmend als selbstverständlich betrachtet (vgl. Schönauer/Schneiders/Hoose 2021) Klinger et al. 2023) und wird in den nächsten Jahren voraussichtlich steigen (vgl. Sackl-Sharif/Mayr/Klinger 2024). Dies betrifft auch das Feld der Kinder- und Jugendarbeit, hier existieren bereits erste Pilotprojekte z.B. in der Administration, in Form von Chatbots oder bei der Diagnose und Anamnese von Klient*innen (Steiner/Tschopp 2022).
Ziel des Beitrags ist es, aktuelle Anwendungsbereiche, Gründe für (Nicht-)Nutzung, Chancen- und Risikoeinschätzung sowie die Herausforderungen und Chancen des Einsatzes von KI-Technologien auszuloten. Dabei spielten geschlechter- und diversitätsreflektierende Perspektiven eine zentrale Rolle in unserer Analyse, da KI’s selbst als auch die Daten, von denen sie lernen, von Geschlechterordnungen durchdrungen und geformt sind (Richter 2022).
Unsere Ausführungen basieren auf Erkenntnissen des Projekts „AI@youthwork: Zukunftsszenarien zur Anwendung von Artificial Intelligence in der Kinder- und Jugendarbeit“ (2024-2025). Das Projekt basiert auf einem dreistufigen Mixed-Methods-Design. Dieses umfasst
- qualitative Interviews mit Expert*innen, die sich in ihrer Forschung mit AI-Technologien befassen oder in ihrer sozialen Praxis anwenden,
- eine standardisierte Online-Befragung in Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit sowie
- partizipative Design-Labs mit Fach- und Führungskräften der Kinder- und Jugendarbeit sowie KI-Expert*innen.
Im Beitrag werden erste Ergebnisse dieses Projektes unter geschlechter- und diversitätsreflektierender Perspektiven vorgestellt.
Julia Brielmaier, BA MA (Externe Doktorandin Universität Kassel)
Innerhalb der Sozialen Arbeit nimmt die empirische Sozialforschung – und damit auch die Forschungsausbildung im Rahmen des Hochschulstudiums – eine zentrale Rolle ein. Vor diesem Hintergrund wurde in einem Scoping Review die internationale Forschung zur Ausbildung im Bereich der empirischen Sozialforschung im Studium der Sozialen Arbeit systematisch untersucht. Insgesamt wurden 46 Studien identifiziert und mittels Thematischer Analyse ausgewertet. Dabei konnten acht Themencluster herausgearbeitet werden, die sich auf drei Ebenen zeigen: die individuelle Ebene mit den Themenclustern Haltung, Emotion, Selbstwirksamkeit; die soziale Ebene mit den Clustern Dozent*in, Gruppenarbeit, Kohäsion; die strukturelle Ebene mit Seminarsetting und Praxisbezug. Der Tagungsbeitrag beleuchtet die zentralen Ergebnisse des Scoping Reviews.
Dipl. Sozialpädagogin (FH) Marina Tomic Hensel, MA (FH St. Pölten, Department Soziales)
Seit zwei Dekaden wird im Rahmen der Ökonomisierungsthese die Sorge vorgetragen, dass ökonomische bzw. quantifizierende Kriterien in gesellschaftlichen Bereichen hegemonial werden. Darin wird problematisiert, dass ökonomische Diskurse und Handlungslogiken das Hochschulstudium so überlagern, dass Bildung im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung durch Praxisdruck verunmöglicht wird. Während auf der einen Seite für Kompetenzorientierung argumentiert wird, wird auf der anderen Seite kritisiert, dass das Studium seine Bildungsfunktion verliere, weil es darin lediglich um die Abarbeitung eines Workloads ginge (Frost 2006).
Informiert man sich bei Lyotard (1987), könnte man diesen Streit als Widerstreit interpretieren. Der Widerstreit kann als ein Konflikt zwischen unterschiedlichen Wissensformen betrachtet werden, die in ihrer Eigenlogik so voneinander unterscheidbar sind, dass sie nicht in Einklang gebracht werden können. Was für die eine Diskursart gilt, muss nicht für die andere gelten. Das heißt, dass beide legitim sein können. Jeder Versuch, den Widerstreit aufzulösen, indem eine Diskursart einer anderen Diskursart versucht, ihre Regeln und Ziele aufzuzwingen, wäre mit Unterdrückung verbunden.
Die Sorge nach dem Verlust der bildenden Funktion des Hochschulstudiums durch die Quantifizierungslogik im Rahmen der Modularisierung ist in der Sozialen Arbeit ernst zu nehmen. Soziale Arbeit hat den Auftrag, eine Berufsausbildung anzubieten, die als Ausbildung auf die Vermittlung von praxisrelevanten Kompetenzen abzielt, als Bildung jedoch den kritisch-reflexiven Impetus gegenüber Vereinnahmungen in sich trägt, der in der Profession qua ihres politischen Auftrags angelegt ist (IFSW-Definition Sozialer Arbeit).
In meinem Vortrag möchte ich aus der Perspektive einer Hochschulangehörigen die Frage diskutieren, ob und in welcher Art und Weise Kompetenzorientierung und der Bildungsanspruch im Studium Sozialer Arbeit in Widerstreit geraten und wie damit umgegangen werden kann.
Panel 3: Wissen und Macht – zwischen Anerkennung und Konkurrenz
Moderation: FH-Prof.* Mag.a Manuela Hofer, BA
Dr.in Alexandra Roth (Ev. Hochschule Darmstadt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Sozialen Arbeit)
Im Kontext von Professionalitätsentwicklung im Studium nehmen Module mit begleiteten Praxisphasen eine besondere Stellung ein, da sie Hochschulen und professionelle Praxis miteinander koppeln. Auf der curricularen Ebene sind hier Studierende, Hochschulen und Praxis als Trias miteinander verknüpft. Dabei rücken Fragen nach Wissensverhältnissen, Wissenshierarchien und der Relationierung unterschiedlicher Wissensformen in den Fokus.
Am Beispiel von Gender*Wissen als relevantem Professionswissen in der Sozialen Arbeit wird Einblick in studiengangsrelevante Forschungsprojekte an der Schnittstelle von Hochschule und beruflicher Praxis gegeben, um Anschlussstellen, Brüchen und Widersprüchen innerhalb der Trias ein Stück weit empirisch auf die Spur zu kommen. Dabei wird insbesondere das rekonstruierte Spiel um (An-)Erkennung, Deutungshoheiten und Grenzen nachgezeichnet, welches den Blick für einen ausstehenden Diskurs zwischen beiden Relevanzsystemen öffnen kann.
Der Beitrag folgt einer praxeologischen Perspektive und entfaltet sich vor dem Hintergrund der Denkwerkzeuge Bourdieus.
Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Barbara Hönig (Dozentin FH JOANNEUM)
Fachzeitschriften dienen in der scientific community als Kommunikationsorgane ihrer Akteur*innen; in Sozialer Arbeit sind sie für deren Anerkennung als Profession und Disziplin bedeutsam. Der in Fachzeitschriften inkorporierte Wissensbestand reflektiert gesellschaftliche Professionalisierungsprozesse, denen Soziale Arbeit unterworfen ist und die sie zugleich mitgestaltet. Anhand der Analyse ausgewählter Fachzeitschriften Sozialer Arbeit im deutschen Sprachraum untersucht der Beitrag, welche Themen und Problemstellungen sozialen Wandels (z.B. europäische Integration, zunehmende soziale Ungleichheit, Prekarisierung, Migrationsprozesse, Digitalisierung, Klimakrise, Nachhaltigkeit, etc.), welche analytischen Konzepte Sozialer Arbeit und welche empirischen Methoden der Sozialarbeitsforschung in diesem Wissensbestand enthalten sind. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Rekonstruieren von Debatten zur (De-)Professionalisierung Sozialer Arbeit in ihren transnationalen Gemeinsamkeiten und länderspezifischen Unterschieden.
Das Forschungsdesign kombiniert quantitativ-bibliometrische und qualitativ-diskursanalytische Methoden der Sozialforschung und untersucht den Wissenskorpus im Zeitraum von 2008 bis 2023 aus ländervergleichender Perspektive (Deutschland, Schweiz, Österreich). Kritisch diskutiert werden zudem Forschungsmethoden und Methodologien, Themen wie auch Konzepte und Methoden Sozialer Arbeit in ihrer Verflochtenheit, um diese zu explizieren, zu systematisieren und kritisch zu bewerten.
Ergebnisse liefern Einsichten in historische und aktuelle, transnationale und länderspezifische Blickwinkel auf gesellschaftliche Professionalisierungsprozesse in den Wissensbeständen Sozialer Arbeit und auf Herausforderungen und Grenzen in deren Gestaltbarkeit durch Soziale Arbeit.
Eva Schramm, M.A. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Siegen)
In dem Beitrag werden Selbst- und Fremdpositionierungen als „Theoretikerin“ in der Sozialen Arbeit reflektiert. Der Beitrag basiert auf meinem autoethnografischen Dissertationsprojekt, in welchem ich die Grenzen zwischen Forschung und Praxis in den Hilfen zur Erziehung verwische, indem ich sowohl Erinnerungen an meine zehnjährige sozialpädagogische Alltagspraxis in den Hilfen zur Erziehung als auch Protokolle, die während meines fünfjährigen wissenschaftlichen Distanzierungsprozesses entstanden sind, analysiere (vgl. Ellis et al. 2010; Ploder und Stadlbauer 2013; Witkin 2014).
In dem Beitrag werden Auszüge aus meinem Material vorgestellt, in denen ich die Figur der „Theoretikerin“ thematisiere. In einem Erinnerungsprotokoll beschreibe ich, wie ich von einer Kollegin in den Hilfen zur Erziehung als „Theoretikerin“ markiert werde. Als praktisch tätige Sozialpädagogin erlebe ich diese Zuschreibung als Delegitimation meiner Deutungen unseres gemeinsamen Alltags. Fünf Jahre später verfasse ich als akademisch tätige Sozialpädagogin ein Protokoll, in dem ich beschreibe, wie ich mich im Kontakt mit praktisch tätigen Sozialpädagog*innen als „Theoretikerin“ inszeniere. Ich verweise auf theoretische Denkangebote, um meinen Deutungen über die sozialpädagogischen Alltagspraktiken Anderer Legitimation zu verschaffen.
Die Kontrastierung der beiden Texte reflektiert das ungleiche Verhältnis von Forschung und Praxis in der Sozialen Arbeit. Die Figur der „Theoretikerin“ und ihre Positionierung eröffnet spezifische Einblicke in Aushandlungsprozesse über die Anerkennung von Wissen in Forschung und Praxis der Hilfen zur Erziehung. Im Sinne des performativen Forschungsansatzes der Autoethnografie soll der Beitrag Anschlussmöglichkeiten für eine gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Material und der Figur der „Theoretikerin“ eröffnen.
FH-Prof. Dr. Alexander Brunner (FH Campus Wien Department Soziales BA Soziale Arbeit, Lehre und Forschung)
FH-Prof. Dr. Josef Bakic (FH Campus Wien Department Soziales BA Soziale Arbeit, Studiengangsleitung)
Inhalt der Inputs werden sechs markante, kurze Thesen rund um die genannten Themen sein mit der durchaus polemischen Einladung zur Diskussion.
Teil 1: Braucht Praxis Sozialer Arbeit theoretisches Wissen? (Brunner)
Die Infragestellung von „Theorie“ durch Praxis, was immer Sprecher*innen mit beiden Begriffen assoziieren, wird von verschiedener Seite artikuliert. Es wird davon ausgegangen, dass es erstens eine Differenz zwischen theoretischem Wissen und praktischem Wissen und Tun gibt und zweitens, dass man auch ganz gut ohne Theorien und theoretischem Wissen in der Praxis auskommt. Nicht wahrgenommen wird, dass schon die Unterscheidung zwischen Theorie und Praxis eine theoretische ist und ferner, dass man zwar nicht mit theoretischem Wissen, jedoch dagegen mit seinen Alltagstheorien und Erfahrungswissen in der Praxis herumhantiert. Das muss nicht immer falsch sein, einer modernen Profession und einem fachlich-methodisch fundierten Handeln wird es aber kaum gerecht.
Teil 2: Braucht die Profession Soziale Arbeit gesichertes Wissen? (Bakic)
Mit den Fachhochschulen wurde die Grundausbildung Sozialer Arbeit nach den zuvor bildungspolitisch geregelten Sozialakademien dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Dies mag wohl gut gemeint gewesen sein, ist jedoch eine herausfordernde Ausgangslage einer akademischen Profession. Galt zuvor ein bundeseinheitlicher Kanon in Form einer gesetzlich verordneten Stundentafel, mussten die Entwicklungsteams der jeweiligen Studiengänge an den Fachhochschulen der Marktlogik entsprechend gerade das vermeiden: Einheitlichkeit! Gleichlautende Curricula waren angesichts fehlender berufsrechtlicher Regelungen nicht vorgesehen. Dann kam Bologna und dröselte in BA und MA auf und erzeugte noch mehr Gestaltungsmöglichkeit, neben dem Verlust universitären Ordnungsanspruches. Ausgehend vom veröffentlichten Kerncurriculum der Fachhochschul-Studiengänge für Soziale Arbeit werden dazu Thesen formuliert, Ablass in der Diskussion im Anschluss ist ungewiss.
Panel 4: Wissen und Politik – Soziale Arbeit zwischen Lobbyarbeit und Solidarität
Moderation: Dagmar Fenninger-Bucher, MA
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Wrentschur (ao. Univ.Prof. und Künstlerischer Leiter University of Graz und InterACT)
Vor dem Hintergrund der Forderung nach einer kritisch-politischen, partizipativen und solidarischen Sozialen Arbeit gehe ich in meinem Beitrag der Frage nach, auf welche Weise politische-partizipative Theaterformen dazu beitragen können, marginalisierte Perspektiven einzubeziehen und damit Partizipationsmöglichkeiten von Adressat*innen zu eröffnen. Zum anderen zeige ich, auf welche Weise dadurch zu Lobbyarbeit und politischen Gestaltungsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit beigetragen werden kann.
Den Hintergrund für meinen Beitrag bilden zahlreiche politisch-partizipative Theaterprojekte der letzten Jahre und Jahrzehnte, an denen Adressat*innen der Sozialen Arbeit aktiv mitwirkten und bei denen zudem breite Kooperationen und Allianzen mit Initiativen und Organisationen aus dem Sozial-, Wohnen-, Kultur- und Hochschulbereich aufgebaut wurden (Wrentschur 2019; 2021a; 2021b; 2024). Im Zuge der Projekte erforschten Menschen mit Ausgrenzungserfahrungen ihre Alltags- und Lebenswelten und die damit verbundenen Herausforderungen, Konflikte und Krisen mit szenischen Methoden. Dies wurde zur Grundlage für Forumtheaterstücke, die öffentliche Aufführungen erlebten und im Sinne des „Legislativen Theaters“ in politische Gremien und Prozesse „intervenierten“, um politische Vorschläge zu veranschaulichen und zur Umsetzung beizutragen.
Anhand ausgewählter Projektbeispiele, bei denen „Forumtheater“ und „Legislatives Theater“ eine besondere Rolle spielten, will ich zeigen, welche Wirkungsweisen – ausgehend von Prozessen des persönlichen und politischen Empowerments – im Zuge der jeweiligen Projekte entfaltet werden können. Dabei zeigt sich u.a., dass temporäre Machtverschiebungen möglich sind, dass von Professionellen ausgeblendete Themen mehr Gewicht und Öffentlichkeit bekommen und dass auf diese Weise zur Umsetzung partizipativ entwickelter politischer Vorschläge beigetragen werden konnte.
Mag.a Hanna Lichtenberger, MA (Volkshilfe Österreich, Teamleitung Forschung und Sozialpolitik)
Marie Chahrour, MA (Volkshilfe Österreich, Forschung und Sozialpolitik)
Jeremias Staudinger, BA MSc (Volkshilfe Österreich, Forschung und Sozialpolitik)
Um zu politischer Veränderung im Sinne der Durchsetzung von Rechten vulnerabler Gruppen beizutragen, bringt die Volkshilfe Österreich seit einigen Jahren ihre (1) Soziale Arbeit und direkte Hilfe, (2) eigene sozial(arbeits)wissenschaftliche Forschung und die (3) Öffentlichkeits-/Lobbyarbeit in engen Austausch. Im Zentrum dieses Dreieckes stehen die Perspektiven und Herausforderungen der Adressat*innen, die als Expert*innen ihrer eigenen Lebenswelt verstanden werden. Das Herstellen dieser Verbindungslinien wird als Beitrag zur Umsetzung eines politischen Mandats der Sozialen Arbeit verstanden, um strukturelle Veränderungen zu erreichen (Parasad 2023).
Vorgestellt werden sollen im Beitrag die im Rahmen diverser Forschungsprojekte entwickelten/umgesetzten armutssensiblen Forschungsmethoden und Partizipationsmöglichkeiten: von experimentellen Forschungsprojekt zur Kindergrundsicherung, über Fokusgruppen, qualitative und quantitative Befragungen (z.B. in der Corona-Krise), bis hin zu Beteiligungsformaten im Kontext sozial-ökologischer Transformation (aufsuchende Klimagespräche, Beratungscafé, armutssensible Kommunikationsformate, etc.). Wir argumentieren, dass diese Partizipationsformen, nicht nur für die Realisierung von Anerkennungsgerechtigkeit (Baasch 2024), sondern auch für die Ermächtigung der Adressat*innen Potential haben.
Abschließend wird dargestellt, wie mit diesen als radikale Solidarität verstandenen Strategien Interventionen in politische und mediale Diskurse im Bereich Familienarmut gelingen, die auf einem Verständnis von Armut als strukturelles Problem im Kapitalismus beruhen.
Quellen:
Baasch, Stefanie (2024): Multipel, komplex und oft übersehen. Gerechtigkeit(en) in Beteiligungsverfahren. In: Klepp, Silja/Hein, Jonas (Hg.): Umweltgerechtigkeit und sozialökologische Transformation. Bielefeld: transcript Verlag, S. 45-64.
Prasad, Nivedita (Hg.) (2023): Methoden struktureller Veränderung in der Sozialen Arbeit. Opladen/Toronto: Verlag Barbara Bud
Prof. Dr. habil. Ilker Ataç (Professur für Politik in der Sozialen Arbeit Hochschule Fulda – University of Applied Sciences, Fachbereich Sozialwesen)
Dr. Silvia Schwarz-Steinfeld, M.A. (Lehrkraft für besondere Aufgaben Hochschule Fulda – University of Applied Sciences, Fachbereich Sozialwesen)
Das dem Beitrag zugrunde liegende Forschungsprojekt untersucht politische Handlungsstrategien von Sozialarbeiter*innen, die mit Migrant*innen mit prekärem Aufenthaltsstatus und Wohnungslosen arbeiten. Angelehnt an gerechtigkeits- und menschenrechtsorientierte Prinzipien der internationalen Sozialen Arbeit und des Konzepts von "policy practice" zielt die Untersuchung darauf ab, Strategien und Instrumente zu ermitteln, die Professionelle im Bereich der Sozialen Arbeit nutzen, um sich politisch einzumischen und zu handeln. Dabei geht es auch darum, Konzepte zu identifizieren, die zur politischen Gestaltung der Sozialen Arbeit beitragen.
Mittels einer Inhaltsanalyse von zwölf Interviews mit Sozialarbeiter*innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern wurden deren politische Handlungsstrategien erforscht. Ziel war es zu verstehen, wie diese Fachkräfte politisch Einfluss nehmen und die Praxisbedingungen durch ihr Handeln gestalten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die kritische Reflexion sozialer Ausschließungsprozesse, die Stärkung von Partizipation und Empowerment der Zielgruppen sowie die Arbeit in professionellen Netzwerken Schlüsselaspekte ihrer politischen Handlungsstrategien sind. Die Befragten engagieren sich aktiv in der politischen Lobbyarbeit und nutzen formelle sowie informelle Netzwerke, um strukturelle Veränderungen zu bewirken und Versorgungslücken zu adressieren. Eine deutliche Verknüpfung zwischen einer gerechtigkeitsorientierten Perspektive und aktivistischem Engagement wird dabei sichtbar.
Insgesamt argumentieren wir, dass die Soziale Arbeit in den Bereichen Migration und Wohnungslosigkeit ein erweitertes Verständnis politischen Handelns erfordert. Ein verstärktes politisches Engagement sowie die Kompetenz, politische Rahmenbedingungen kritisch zu reflektieren und zu beeinflussen, sind dabei essenziell, um die Adressat*innen wirksam zu unterstützen und soziale Gerechtigkeit zu fördern.
David Furtschegger, PhD (Postdoc und Projektmitarbeiter RESPONSIVE Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck)
Dr. Michael Rasell (Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck, Postdoc und Projektleitung RESPONSIVE)
Florian Ohnmacht, PhD (Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck, Postdoc und Projektmitarbeiter RESPONSIVE)
In sozialarbeiterischen Zusammenhängen nehmen aktivistisch tätige Personen unterschiedliche Rollen und Positionen ein, die sich neben verschiedenen Themen und Arten sozialer Dienstleistungen vor allem entlang der Unterscheidung zwischen erfahrungs- und expert*innen-orientierten Wissensformen sichtbar machen. Im Rahmen des Forschungsprojekts RESPONSIVE zeigen in 2023 in Österreich durchgeführte Interviews (n=28) mit Initiator*innen und Teilnehmer*innen von Kampagnen, Petitionen, Selbsthilfe- und Selbstvertretungsgruppen, dass Aktivist*innen mit Selbsterfahrung häufig der Zugang zu einer professionellen Infrastruktur (Ressourcen, Netzwerke und Spezialkompetenzen) fehlt, damit Nutzer*innen-Stimmen auf politischer und öffentlicher Ebene mehr Gehör und Anklang finden können. Der Beitrag argumentiert, dass dieser Umstand durch eine zu geringe strukturelle Berücksichtigung von Erfahrungswissen und Nutzer*innen-Beteiligung in Curricula und fachlichen Standards mithervorgebracht wird. Dadurch wird es betroffenen Personengruppen erschwert, ihre Erfahrungen mit vermeintlich „expert*innen-“ und „objektivitätsbezogenen“ Ansprüchen in Verbindung zu bringen und in Organisationen, Kooperationen sowie in medialen und politischen Kommunikationskanälen zu etablieren. Zugleich kann über einige Aussagen und Beispiele aber auch deutlich gemacht werden, welche bestehenden und neuen Möglichkeiten und Netzwerke genutzt werden könnten, um die Profession der Sozialen Arbeit stärker als Bindeglied zwischen Nutzer*innen-Wissen und politischem Aktivismus zu positionieren.
16:00 - 16:15 - Kaffeepause
16:15 - 16:45 - Keynote "Sprache(n) der Sozialarbeit: wie gelingt Verstehen und Verständigung?"
FH-Prof.in Dr.in Mag.a Gertraud Pantucek
Sozialarbeiter*innen verstehen sich als Expert*innen für Inklusion und ein gutes Leben. Dafür braucht es Wissen zu individueller und kollektiver Kommunikation sowie zu abstrakter, einfacher und leichter Sprache, damit Barrierefreiheit analog und digital möglich wird. Ob Inklusion gelingt oder Hochschwelligkeit und Lücken vorhanden sind, ist durch Praxisforschung und Feedback von Klient*innen und deren Umfeld zu prüfen. Dabei festgestellte Engpässe oder auch Fehler sind offen zu diskutieren und zu beheben. Beim Einbezug von Klient*innen in Forschung, Entwicklung und Ausbildung ist insbesondere auf sprachliche Ausdrucksformen und unterschiedliche Bildungserfahrungen zu achten und Wertschätzung für direktes und kritisches Feedback zu vermitteln. Aktuelles Wissen aus Forschung ist hilfreich, wenn für die Praxis relevante Fragen bearbeitet und passgenau verständliche Zusammenfassungen für den Fachdiskurs, für Auftraggeber*innen und politisch Verantwortliche, für die Medien und eine allgemeine Öffentlichkeit erstellt werden.
16:45- 17:00 - Abschluss Tag 1
optional ab ca. 17:00 Uhr: Besuch einer Praxiseinrichtung in Graz
- affido gmbh – Sozialräumliche Familienarbeit
- Divan – Frauenspezifische Beratung für Migrantinnen mit spezialisiertem Angebot für Betroffene von Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsheirat
- Drogenberatung Land Steiermark
- Jugendzentrum EggenLend
- Mobile Sozialarbeit (Stadt Graz)
- Pflegekinderdienst der Stadt Graz / affido gmbh
- Psychosoziale Beratungsstelle Graz – West (GSFG)
- Stadtteilarbeit EggenLend
- VinziTel Notschlafstelle mit Hotelcharakter
- Wohnberatung und Wohnbegleitung (Stadt Graz)
Dauer bis maximal 18:45 Uhr; die Teilnehmer*innen-Anzahl pro Einrichtung ist begrenzt, bitte bei der Anmeldung zur Tagung eine Einrichtung auswählen; Änderungen vorbehalten!
optional ab ca. 19:00 Uhr: Ausklang in einem Lokal in Graz (nicht in der Tagungsgebühr inkludiert)
Programm Tag 2
08:30 - 09:00 - Ankommen
09:00 - 09:15 - Begrüßung und Einführung in den zweiten Tag
09:15 - 10:15 - Wissensproduktion und Machtverhältnisse im Kontext von Dissertationen in Sozialer Arbeit
Moderation: Mag.a Dr.in Anna Riegler
Aufgrund des fehlenden Promotionsrechts ist es aktuell in Österreich nicht möglich, ein Doktoratsstudium der Sozialen Arbeit an einer Fachhochschule zu absolvieren. Damit ist die formale Akademisierung durch das fehlende Doktorat in der Disziplin Sozialer Arbeit in Österreich noch nicht abgeschlossen. Dies bedeutet, dass Sozialarbeits-wissenschafter*innen Wege finden müssen, um zu promovieren, die durchaus auch aufwändig sein können.
Diesen Weg sind mit großem Erfolg Dr.in Katharina Auer-Voigtländer, FH-Prof.in Dr.in Doris Böhler und Dr.in Christina Lienhart gegangen. Sie geben Einblick in ihre Dissertationen mit Fokus auf Machtverhältnisse im Rahmen des Forschungsprojektes.
10:15 - 10:45 - Buchpräsentation "Forschung (in) der Sozialen Arbeit in Österreich" der AG Forschung
Methodische Perspektiven, ausgewählte Beispiele und innovative Ansätze
Band 3 der ogsa-Buchreihe
Sozialarbeitsforschung befasst sich mit vielfältigen sozialwissenschaftlichen, empirischen undtheoretischen Analysen von gesellschaftlichen und individuellen Bedingungen sowie mit der Entstehung und Bearbeitung sozialer Probleme und Problemlagen. Vor diesem Hintergrund bietet der dritte Band der ogsa-Buchreihe Beiträge zu unterschiedlichsten sozialarbeiterischen Kontexten aus der Grundlagenforschung bis hin zu partizipativer Aktionsforschung, aus nationalen Diskurslinien, aber auch internationalen Perspektiven.
Herausgeber*innen: Katharina Auer-Voigtländer, Kathrin Bereiter, Manuela Brandstetter, Ruth Hechtl, Johanna Muckenhuber, Gerald Poscheschnik, Moritz Reisberger, Lukas Richter und Elias Schaden
10:45 - 11:00 - Kaffeepause
11:00 - 13:00 Symposien der Arbeitsgemeinschaften Teil 1
Das Projekt Community Nursing zielt seit 2022 darauf ab, die Gesundheitsversorgung und -förderung auf Gemeindeebene in Österreich zu verbessern. Erfahrene diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekräfte bieten niederschwellige, bedarfsorientierte und bevölkerungsnahe Unterstützung, insbesondere für ältere Menschen ab 75 Jahren, die zu Hause leben und Pflege- oder Beratungsbedarf haben, an. Die AG Altern und Soziale Arbeit hat bereits vor Projektbeginn auf die Potenziale für erweiterte interprofessionelle Teams nach dem Vorbild der mobilen Palliativteams hingewiesen. Nach Ansicht der AG ergänzen sich Community Nurses und Soziale Arbeit sinnvoll, um individuell passgenaue Lösungen mit den Betroffenen erarbeiten zu können und alternative soziale und pflegerische Netzwerke im Lebensraum zu entwickeln.
In diesem Panel werden erste Ergebnisse der Evaluierung des Projekts Community Nursing sowie Ergebnisse eines Bachelorprojekts präsentiert, das sich mit den sozialen Herausforderungen auseinandergesetzt hat, mit denen Community Nurses konfrontiert sind. Beide Projekte liefern deutliche Hinweise darauf, dass eine interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Sozialarbeiter*innen und Pflegekräften zu einer Verbesserung des bestehenden Angebots führen kann.
Referent*innen:
- FH-Prof.in Dr.in Christine Pichler, Bakk, MA (IARA FH Kärnten)
- FH-Prof. Mag. Dr. Johannes Pflegerl (FH St. Pölten)
AG-Koordinator*innen:
- FH-Prof. Mag. Dr. Johannes Pflegerl
- Ulrike Schröer, MA
Im ersten Teil des Workshops wird Prof. Annerose Siebert die Grundlagen und den aktuellen Stellenwert des sozialarbeiterischen Case Managements vorstellen. Dabei wird auf die Relevanz von Case Management in der Ausbildung eingegangen und das Gelingen des Handlungskonzepts zur Begleitung und Unterstützung von Klient*innen erläutert. Anschließend diskutieren wir gemeinsam mit Fachkolleg*innen aus Lehre, Forschung und Praxis die Bedeutung und Anwendung des Case Managements in Theorie und Praxis.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- Prof.in Dr.in Annerose Siebert
- DSA Mag.a Astrid Jakob
- DSA Marlies Hartmann
- Georg Resnik, MA
Wir beleuchten kritisch die Rolle digitaler Technologien als Machtinstrument in der Praxis Sozialer Arbeit. Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten der Unterstützung, Überwachung und Analyse, schafft jedoch zugleich neue Machtverhältnisse und Abhängigkeiten. Anhand praxisnaher Fallbeispiele analysieren wir, wie der Einsatz digitaler Tools in der Sozialen Arbeit bestehende Machtasymmetrien verstärken kann. In einer offenen Diskussion erörtern wir die möglichen Konsequenzen, Risiken und Herausforderungen digitaler Methoden, ohne die Chancen und die daraus resultierenden Handlungsmöglichkeiten für eine reflektierte Praxis aus dem Blick zu verlieren.
AG-Koordinator*innen:
- Helene Kletzl, MA
- Susanne Studeny, MA
Der Familienrat wird im deutschsprachigen Raum auch außerhalb des Hilfeplanverfahrens und anderer Interventionen der Kinder- und Jugendhilfe eingesetzt. Finanziert werden diese, ganz im klassischen Präventionsdenken, teilweise von der Kinder- und Jugendhilfe. Seit Herbst gibt es auch ein diesbezügliches Projekt in einem Kärntner Bezirk, wo mit Jugendzentren, Kindergärten und Pflichtschulen an einem Netzwerk gearbeitet wird.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- FH-Prof. Dr. Hubert Höllmüller, MSc
- Dr.in Marianne Forstner
Unser Workshop beleuchtet die Entstehung von Wissen in der Klinischen Sozialen Arbeit und fragt, wer darüber die Deutungshoheit hat. Die Veranstaltung stellt dazu aktuelle Masterarbeiten vor, die die Perspektiven der Adressat:innen der Klinischen Sozialen Arbeit in die Wissenschaft einbringen.
Gerade die Klinische Soziale Arbeit befindet sich an einer sensiblen Schnittstelle: Die Verschränkung von sozialen und gesundheitlichen Themen ist brisant, normativ hoch aufgeladen und von vielen Erwartungen geprägt. Gemeinsam wollen wir diskutieren, wie das Erfahrungswissen aus der Praxis und das Forschungswissen der Hochschulen zusammengeführt werden können. Dabei steht die Frage im Raum, wer entscheidet, welches Wissen zählt und wie es genutzt wird. Der Workshop bietet Raum für Austausch über Chancen und Herausforderungen, die sich aus diesen verschiedenen Wissensbeständen und ihren Deutungen ergeben.
AG-Koordinatorin / Referentin
- Mag.a Saskia Ehrhardt, MA
In der Schulsozialarbeit sind die Kolleg*innen mit vielen verschiedenen Themen konfrontiert – in der direkten Arbeit mit ihrer Zielgruppe, aber auch in der Vernetzung mit anderen Bildungs- und Sozialeinrichtungen und innerhalb des geschlossenen Systems Schule. Probleme aus den Lebenswelten werden in der Schulwelt sichtbar. Das Ziel der Schulsozialarbeit ist es, Handlungsmöglichkeiten auszuloten und die Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Um die gegenwärtigen Herausforderungen gut bewältigen zu können, ist ein umfassendes Wissen zu unterschiedlichen Problemfeldern essenziell: Handlungswissen hinsichtlich methodischen Vorgehens, Verweisungswissen und Erfahrungswissen gerade in wachsenden Teams tragen zu einem Professionsverständnis und zur Konturgewinnung der Schulsozialarbeit bei. Im Rahmen des Workshops wird sich die AG Schulsozialarbeit mit dem vielschichtigen Thema Wissensmanagement im Rahmen der Schulsozialarbeit auseinandersetzen, Themenfelder definieren und unterschiedliche Tools dafür prüfen.
AG-Koordinator*innen:
- Mag.a (FH) Pamela Heil
- Mag.a (FH) Verena Prasek
Peer-Arbeit nimmt in den letzten Jahren zunehmend eine wichtige Rolle in der Sozialen Arbeit ein. Gleichzeitig sind noch viele Fragen unbeantwortet, die auch mit Macht(ver)teilung in Zusammenhang stehen. Peer-Arbeit bedarf eine kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen von Wissen und der Reflexion von Abwertungstendenzen gegenüber bestimmten Wissensformen. Am Beispiel von Peerarbeit mit von FGM/C Betroffenen in Österreich wird die Notwendigkeit aufgezeigt, über Macht(ver)teilung innerhalb der Sozialen Arbeit zu sprechen, um Peer-Ansätze weiterentwickeln zu können. Der Workshop verfolgt dabei nicht das Ziel, endgültige Antworten zu liefern, sondern vielmehr den Diskurs zu eröffnen und eine kritische Auseinandersetzung zur Macht(ver)teilung in der Sozialen Arbeit mit Peerexpert*innen anzuregen.
AG-Koordinator*innen:
- FH-Prof.in Dr.inphil. Doris Böhler, MA, DSA
- Mag.a (FH) Katharina Flunger-Lang, MA
Der interprofessionelle Dialog wird nach der Auseinandersetzung mit einem theoretischen Intro zu Cybergewalt in ausgewählten sozialen Medien bei Zehn- bis 17-Jährigen jungen Menschen, die in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe leben, eröffnet. Neben der Veranschaulichung des Medienumgangs von Sozialpädagog*innen im stationären Kontext werden Formen von Cybergewalt im sozialen Nahraum fokussiert, um mit Handlungsempfehlungen abrundend zum Dialog einzuladen.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- Mag.a Dorothea Hartl, MA
- Mag.a Dr.in Nicole Walzl Seidl
- Natascha Einspieler, BA MA
13:00 - 14:00 - Mittagspause
14:00- 16:00 Symposien der Arbeitsgemeinschaften Teil 2
Soziale Arbeit in Primärversorgungszentren (PVZ) spielt eine zentrale Rolle in der ganzheitlichen Gesundheitsversorgung in Österreich. Sozialarbeiter*innen arbeiten eng mit Ärzt*innen, Pflegekräften und anderen Gesundheitsberufen zusammen, um eine umfassende Betreuung der Patient*innen zu gewährleisten. Ein wichtiger Aspekt der Sozialen Arbeit in PVZs ist die Unterstützung von Patient*innen bei sozialen Herausforderungen, die ihre Gesundheit beeinflussen können. Sozialarbeiter*innen bieten psychosoziale Unterstützung, Vermittlung von Ressourcen und Stärkung sozialer Netzwerke insbesondere für vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, chronisch Kranke und sozial benachteiligte Personen, an. Das Projekt Social Prescribing hat in diesem Zusammenhang großes Potenzial. Es ermöglicht Ärzt*innen und anderen Gesundheitsberufen, Patient*innen an nicht-medizinische Angebote zu verweisen, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verbessern. Durch die Integration von Social Prescribing in PVZ werden Patient*innen gezielt an lokale Angebote vermittelt, die ihre sozialen und gesundheitlichen Bedürfnisse adressieren.
In diesem Panel erfolgt sowohl eine Vorstellung des in Österreich umgesetzten Konzeptes des Social Prescribing als auch eine Darstellung der Erfahrungen Sozialer Arbeit im Team eines Primärversorgungszentrum, in dem das Konzept des Social Prescribing angewandt wird.
Referent*innen:
- Mag.a Dr.in Daniela Rojatz (Gesundheit Östereich GmbH)
- Sabina Frei, BA MA (Primärversorgungszentrum St. Pölten)
AG-Koordinator*innen:
- FH-Prof. Mag. Dr. Johannes Pflegerl
- Ulrike Schröer, MA
In diesem interaktiven Austausch betrachten wir gemeinsam die methodischen und systemischen Anforderungen, die für eine praxisnahe Umsetzung des Case Managements notwendig sind. Dabei geht es um die erforderlichen Kenntnisse sowie um die realistische Umsetzbarkeit in Organisationen sowie Herausforderungen in der Anwendung von Case Management in der beruflichen Praxis.
Dieser Workshop richtet sich an Lehrende, Forschende, Studierende und Praktiker*innen, die den Einsatz von Case Management vertiefen und die Praxisrelevanz des Handlungskonzeptes reflektieren möchten.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- Prof.in Dr.in Annerose Siebert
- DSA Mag.a Astrid Jakob
- DSA Marlies Hartmann
- Georg Resnik, MA
Dieser Workshop bietet Promovierenden der Sozialen Arbeit, die sich in unterschiedlichen Stadien ihres Schaffens befinden, die Möglichkeit, sich mit Kolleg*innen in ähnlichen wissenschaftlichen Prozessen auszutauschen und zu vernetzen. Promovend*innen, die sich in der Ideenfindung befinden, bis hin zu jenen, deren Arbeit jüngst abgeschlossen wurde oder kurz vor dem Abschluss stehen, sind eingeladen, sich im Zuge dieses Workshops aktiv in einen Austausch zu begeben, der von Mitgliedern der AG Forschung begleitet wird. Gedacht ist dieser Workshop als Open Space, bei dem interessierte Personen, oder auch jene, die Fragen und Anliegen rund um das Thema Promotion in der Sozialen Arbeit haben, vorbeischauen können. Wir thematisieren auch Erfahrungswerte im Hinblick auf das Finden von Betreuer*innen und möglichen Hindernissen sowie geglückten Strategien.
- Stehen Sie beispielsweise am Anfang Ihres Promotionsprozesses bzw. Ihrer -ideen und wollen Ihre Forschungsidee, die Wahl der Methoden, die Umsetzbarkeit o.ä. mit anderen diskutieren?
- Befinden Sie sich mitten im Promotionsprozess und haben vielleicht mit institutionellen, finanziellen oder persönlichen Herausforderungen zu kämpfen?
- Ist das Ende Ihres Promotionsprozesses bereits in Sicht und es stellen sich Ihnen Fragen rund um den Prozessabschluss?
- Oder haben Sie ihre Promotionsschrift bereits eingereicht und Sie fragen sich, was Sie bei einer mündlichen Prüfung/Verteidigung (Defensio, Disputation) erwartet oder wie es nun mit der Forschungsarbeit weitergeht?
Diesen und ähnlichen Fragen wird Raum gegeben und im Sinne einer kollegialen Peer-Beratung diskutiert und so gemeinsames Wissen generiert.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- Dr.in Katharina Auer-Voigtländer, BA MA
- PD MMag.a Dr.in Johanna Muckenhuber
- Moritz Reisberger, BA MA
- Dr.in Kathrin Bereiter, BA MA
- Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Manuela Brandstetter
Die AG hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem zur Kinder- und Jugendhilfe und deren Entwicklungsbedarfe Stellung genommen wird. Im Verständnis eines "living paper" wird dieses Positionspapier der Fachwelt zur Diskussion gestellt.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- FH-Prof. Dr. Hubert Höllmüller, MSc
- Dr.in Marianne Forstner
In diesem Workshop möchten wir uns dem Thema Macht und Reflexion in der Sozialen Arbeit auf eine praxisorientierte und körperzentrierte Weise nähern. Wie beeinflussen Machtstrukturen das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden sowie die Praxis der Sozialen Arbeit? Und wie kann das Verständnis körperlicher Wahrnehmung dazu beitragen, Machtmechanismen bewusster zu hinterfragen und nachhaltiger zu gestalten?
Durch praktische Übungen und Bewegungseinheiten erkunden wir die Rolle des Körpers als Instrument der Reflexion und des Spürens in der Sozialen Arbeit. Der Workshop geht von der These aus, dass die Sozialarbeit in ihrer Disziplin oft eine zu wenig beachtete Verbindung zum Körper und zur leiblichen Erfahrung hat – ein Umstand, der, so die Annahme, erhebliche Auswirkungen auf die Praxis mit sich bringt. Mit gezielten Bewegungsübungen werden Teilnehmende dazu angeregt, sich der eigenen Körperwahrnehmung bewusst zu werden und diese als Werkzeug für Empathie und Machtbewusstsein zu verstehen.
Neben der praktischen Körperarbeit bietet der Workshop Raum zur kritischen Auseinandersetzung: Welche Bedeutung hat die körperliche Reflexion für die Arbeit in sozialen Berufen? Was bedeutet es, Macht durch den Körper wahrzunehmen und gegebenenfalls zu hinterfragen? Ziel ist es, das Potenzial leiblicher Achtsamkeit und Körperbewusstsein in der professionellen Praxis zu verankern und die Teilnehmenden dazu zu ermutigen, das eigene Handeln in Bezug auf Machtstrukturen kritisch zu reflektieren.
AG-Koordinatorin / Referentin:
- Dr.in Katrin Feldermann
Der Park ist für viele Kinder sehr viel mehr als der Ort, an dem die Schaukel steht. Hier werden Freundschaften geknüpft und Konflikte navigiert, es werden Geheimnisse geteilt, Abenteuer bestritten und Pläne geschmiedet. Hier wird Alltag gelebt und aktiv gestaltet. Die Parkbetreuung begleitet Kinder seit mittlerweile 30 Jahren beim Großwerden im Park, indem sie spielerische Zugänge ermöglicht und lebensweltorientiert unterstützt. Spielen ist jedoch kein sprichwörtliches Kinderspiel, vielmehr erfordert gute Arbeit im Park vielfältige und spezifische Kompetenzen sowie reflektierte Fachlichkeit und Professionalität. Am Beispiel der Wiener Parkbetreuung werden aktuelle Themen, Zugange, Potentiale, Risiken und Antworten darauf fachlich beleuchtet und diskutiert.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- Mag.a Stephanie Deimel-Scherzer, MA
- Severin Sagharichi, BA MA
- Mag.a Katharina Röggla, MA
Beschreibung folgt
In diesem Panel stellt Anna Fischlmayr das in der Praxis der Gemeinwesen- und Konfliktarbeit entwickelte KonDiWo-Modell vor, mit dem Konflikte im Wohnumfeld in ihrer situativen, individuell/biographischen sowie sozialräumlichen Dimension erfasst und bearbeitet werden können. Im Sinne einer konfliktorientierten Sozialen Arbeit werden Nachbarschaftskonflikte nicht nur als Zeichen divergierender Interessen, sondern auch als Ausdruck verschiedener sozialer Lagen, gesellschaftlicher (Ungleichheits-)Verhältnisse und struktureller Bedingungen verstanden. Soziale Arbeit ist gefordert, den eigenen professionellen Zugang als im Konfliktgeschehen wirksam zu reflektieren und Spannungsfelder zu beachten, die sich aus organisationellen Aufträgen, fachlich-ethischen Zielsetzungen und vielfältigen Interessen im Gemeinwesen ergeben.
Die Teilnehmenden sind dazu eingeladen, das Modell auf ihre jeweiligen Praxisfelder zu beziehen und so Konflikte (im Gemeinwesen oder auch in institutionellen Kontexten) anhand des Modells zu reflektieren und zu diskutieren.
AG-Koordinator*innen / Referent*innen:
- DSAin Mag.a Gabriele Wild
- Anna Fischlmayr, BA MA
16:00 - 16:30 - Tagungsabschluss & gemeinsames Ausklingen
Änderungen vorbehalten.