09:00 - 09:30 - Begrüßung und Einführung in die Tagung
09:30 - 10:30 - Eröffnungsvortrag Eva Fleischer
Historisch gesehen geht die Entwicklung von der Perspektive des materiellen Wohlstands hin zum Zeitwohlstand. Die individuelle Verfügbarkeit über Zeit scheint allerdings stark von gesellschaftlichen Strukturkategorien wie Geschlecht, Schicht, Sorgeverantwortung, Ethnie/“Race“, Dis/Ability und Alter bestimmt. Lebenszeit unterliegt Zeitregimen - Ausbildungszeiten, berufliche Zeiten, Zeit für Sorge, Erholungs- und Beziehungszeiten, nachberufliche Zeiten sollen in der richtigen Reihenfolge und im richtigen Ausmaß in einem Leben untergebracht werden. Vielfältige Zeitregime strukturieren unsere Zeit, unseren Alltag: Arbeitszeiten, die Beginnzeiten von Schulen und Kindergärten, Öffnungszeiten von Geschäften und Behörden oder auch Intervalle von öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Verfügung über Zeit ist ein Machtinstrument oder auch eine Ressource.
Soziale Arbeit ist in unterschiedlicher Weise mit dem Thema der verfügten Zeit konfrontiert: Im professionellen Alltag unterliegen wir den oben genannten Zeitstrukturen und Zeitregimen. Wir sind aber gleichermaßen auch Akteur*innen in der Verfügung über die Zeit der Adressat*innen und Klient*innen. Die Coronapandemie hat gezeigt und zeigt noch, wie unterschiedlich die Auswirkungen der politischen und institutionellen Maßnahmen die Zeitsouveränität der Einzelnen berührt. Homeschooling brachte extreme Fremdverfügung über die Zeit von Eltern, insbesondere Müttern, Angehörige systemrelevanter Berufe mussten über das übliche Maß hinaus zur Verfügung stehen, hatten keine Regenerationszeiten; demgegenüber waren andere plötzlich in Kurzarbeit freigesetzt und mit einer Leere in den Tagesabläufen konfrontiert, vielleicht aber auch mit beglückender Eigenzeit. Ähnliches erfuhren auch manche Klient*innengruppen, gewohnte Tagesabläufe waren nicht mehr möglich, die Strukturierung des Alltags fiel weg. Was könnte Zeitgerechtigkeit unter intersektioneller Perspektive heißen und welche Implikationen folgen daraus für die Soziale Arbeit?
10:30 - 11:00 - Pause
11:00 - 12:30 - Parallele Panels zu 5 Themenbereichen
Panel 1: Zeit im Kontext von Qualität und Wirksamkeit
Judith Haase / Universität Koblenz-Landau
Von Fachkräften wird im Kinderschutz aufgrund krisenhafter Situationen oftmals schnelles Handeln verlangt. Sie müssen fachliche Einschätzungen von Risiken und Gefährdungen innerhalb enger Zeithorizonte und unter vorgegebener Fristen vornehmen. Es ist jedoch kaum etwas darüber bekannt, wie diese Bedingungen den Blick der Fachkräfte auf die betroffenen Kinder leitet und welche Konsequenzen sich daraus für die Kindkonstruktionen der Fachkräfte, das Wohlbefinden der Kinder und die Verläufe von Schutzmaßnahmen ergeben.
Der Vortrag präsentiert Ergebnisse aus einer Dissertationsstudie, die qualitativ-rekonstruktiv angelegte Analysen von 4811 Einzelfallakten aus den Jahren 1985 bis 2014 einer ambulant tätigen Kinderschutzeinrichtung in einem Mixed-Methods-Design mit non-reaktiven quantitativen wie auch qualitativen Methoden realisierte. Eine Besonderheit der ausgewählten Organisation besteht darin, dass den Fachkräften für die Kinderschutzdiagnostik mit fünf bis sieben Einzelsitzungen mit den betroffenen Kindern ungewöhnlich viel Zeit zur Verfügung steht.
Die quantitativ-statistischen ebenso wie die qualitativen Analysen weisen auf objektivierende Bezugnahmen auf die Kinder hin. Sie verfügen nach Ansicht der Fachkräfte über exklusives Wissen, zu dem diese Zugang benötigen. Nur dann können sie qualifizierte Diagnosen erstellen und Problemlösungen sowie adäquate Schutzstrategien entwickeln. Die Fachkräfte verstehen die Kinder als Kronzeug*innen, die in einem zeitlichen Routinen unterworfenen Diagnostikverfahren zu umfassenden, qualifizierten und glaubwürdigen Aussagen zu ihren Gewaltwiderfahrnissen gebracht werden müssen. Statt Stärkung und Wertschätzung erleben die Kinder über eine Vielzahl an diagnostischen Einheiten hinweg Verletzungen und Einschränkungen ihrer Autonomie und Wirkmächtigkeit. Im Ergebnis zeigt sich, dass mehr Zeit nicht unbedingt zu einem (von den Fachkräften gewünschten) aussagekräftigen Ergebnis führt, aber die belastende Situation für die Kinder mitunter (möglicherweise unnötig) in die Länge zieht. Im Vortrag werden „Fluch und Segen“ umfassender, aber dennoch festgeschriebener zeitlicher Ressourcen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das professionelle Handeln der Fachkräfte und das Erleben und Wohlbefinden der betroffenen Kinder diskutiert.
Michael Görtler / OTH Regensburg
Zeit gilt als konstitutiver Faktor pädagogischen wie sozialen Handelns (vgl. Schönbächler et al. 2010), der beispielsweise hinsichtlich einer Beschleunigung der Lebenswelt kontrovers diskutiert wird (vgl. Rosa 2013). Befragungen von Fachkräften im Sozialwesen verdeutlichen, dass Zeit im Berufsalltag knapp bemessen ist (vgl. Institut DGB-Index Gute Arbeit 2015). Diese Konstellation ist für die Soziale Arbeit von Bedeutung, denn Qualität und Wirksamkeit professionellen Handelns können (auch) am Umgang mit den zeitlichen Herausforderungen in der Praxis - insbesondere mit Blick auf die typischen zeitlichen Widersprüche und Unwägbarkeiten - gemessen werden (vgl. Görtler 2020).
Aufbauend auf theoretischen Überlegungen aus dem pädagogischen und soziologischen Zeitdiskurs wurde ein Fragebogen mit offenen Fragen entwickelt. Darin waren die Fachkräfte aufgefordert, die Bedeutung von Zeit, Zeitdruck und den Umgang mit Zeit (Eigenzeiten der Fachkräfte wie der Adressat*innen) in der Praxis zu reflektieren und typische Situationen zu beschreiben. Die Antworten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet, um daraus Kategorien und Fallbeschreibungen herauszuarbeiten sowie Zeitkompetenz im Kontext professionellen Handelns zu konzeptualisieren.
Die bisherige Auswertung (25 Fragebögen) dokumentiert die Bedeutung der Zeit als konstitutiven Faktor professionellen Handelns in der Sozialen Arbeit anhand typischer Praxissituationen. Mittels Kategorien und Fallbeschreibungen soll dargestellt werden, welche Bedeutung Fachkräfte der Zeit beimessen, wie sie zeitliche Herausforderungen, wie etwa Zeitdruck im Berufsalltag, situativ bewältigen und von welchen Vorstellungen von Zeitkompetenz sie dabei begleitet werden.
Saskia Ehrhardt, Elisabeth Steiner, Andreas Bengesser / FH Campus Wien
Für die Soziale Klinische Arbeit ist das Konzept des Social Support ein wesentliches theoretisches Fundament. In diesem werden Haupt- und Puffereffekte unterschieden. Haupteffekte wirken sich direkt auf Stressoren aus. Puffereffekte haben Einfluss auf die Bewältigung und Verarbeitung erfahrener Belastungen (vgl. dazu Pauls 2013: 84f.).
Um Haupt- oder Puffereffekte entfalten zu können, benötigt Social Support vor allem Zeit, denn Soziale Unterstützung kann nur über gemeinsam verbrachte Zeit wirksam werden. Dabei erfolgen Kontaktherstellung, Kontakterhaltung, Kontaktreflexion und Kontaktänderung über kommunikative Prozesse.
Die Corona-Pandemie verursachte ab März 2020 abrupt massive Kontaktbeschränkungen und Veränderungen der Kommunikationsprozesse. Die Ausnahmesituation wurde als Ausgangspunkt einer Untersuchung gewählt. Es wurde vermutet, dass sich die oben beschriebenen Effekte auf das subjektive Wohlbefinden und die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung exemplarisch bei Studierenden nachweisen lassen.
Die Ergebnisse sollen zu einem differenzierten Verständnis des Konzepts des Social Support beitragen und einen Transfer dieses Wissens in die sozialarbeiterische Praxis unterstützen.
Zwei Fragestellungen waren zentral:
- Welche Einflüsse lassen sich durch das veränderte soziale Kontaktverhalten auf das subjektive Wohlbefinden beschreiben?
- Wie verändert sich Social Support im zeitlichen Verlauf der Kontaktbeschränkungen?
Dafür wurden Studierende des Departments Soziales der FH Campus Wien mittels eines standardisierten Fragebogens online befragt. Die Erhebungen erfolgten zu drei Messzeitpunkten: März 2020, April 2020 sowie Juni 2020. Dem Messinstrument wurden modifizierte Skalen zugrunde gelegt:
Diejenigen Items der Berliner Social Support Skalen (BSSS) wurden verwendet, die Hinweise auf Haupt- und Puffereffekte geben können. Mithilfe modifizierter Items in Anlehnung an die Sheehan Disability Scale (SDS) wurde das subjektive Wohlbefinden untersucht und um Items psychosomatischer Symptome ergänzt.
Erste Ergebnisse legen nahe, dass die räumliche Nähe von Bezugspersonen einen positiven Einfluss auf subjektives Wohlbefinden hat. Die Auswertung ist bis zum Jahresende 2020 geplant.
Panel 2: Zeit und Krise
Anne van Rießen / Hochschule Düsseldorf
Hintergrund und Forschungsanliegen
Im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes IZESO wird der Frage nachgegangen, ob und wie Soziale Arbeit in den verschiedenen Handlungsfeldern während der Covid-19-Pandemie (re)agiert hat und welche Nutzungen von Angeboten der Sozialen Arbeit für die Inanspruchnehmenden möglich waren.
Methodisches Design
Von Mitte März 2020 bis Juli 2020 wurden neben Literatur- und Dokumentenrecherchen wiederkehrende Telefoninterviews mit Expert*innen verschiedener Handlungsfelder Sozialer Arbeit aus dem Düsseldorfer Stadtgebiet durchgeführt (N=29, vier Runden).
Zentrale Ergebnisse
Die empirischen Analysen zeigen spezifische Modi der (Re)Aktionen während der Corona-Krise auf, die erstens vom Kontext des jeweiligen Handlungsfeldes im Allgemeinen sowie der Arbeitsbedingungen im Speziellen, zweitens vom jeweiligen zugrundeliegenden Professionsverständnis und drittens von den unterschiedlichen zeitlichen Phasen der Krisenbewältigung abhängig sind. Modus 1: Aufgaben werden eingestellt; Modus 2: Aufgaben werden unter den veränderten Bedingungen – so gut es geht – weiterverfolgt; Modus 3: Aufgaben werden unter veränderten Bedingungen – so gut es geht –weiterverfolgt und um neue Methoden und Ziele ergänzt. Mit den jeweiligen Modi der (Re)Aktionen gehen differente Nutzungsmöglichkeiten – bis hin zur Nicht-Nutzung – für die (potentiellen) Inanspruchnehmenden einher.
Fazit
Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Nutzung von Angeboten Sozialer Arbeit für die Inanspruchnehmenden auch in gesellschaftlichen Krisensituationen mit Barrieren, Begrenzungen und Herausforderungen einhergeht, auf die sie allerdings keinen Einfluss haben. Diese Barrieren und Herausforderungen lassen sich dabei nicht nur im institutionellen wie gesellschaftlichen Kontext verorten (Jepkens, van Rießen & Streck 2020), sondern, so machen die empirischen Ergebnisse deutlich, auch im professionellen Selbstverständnis der Praxis selbst.
Anna-Lena Mädge, Jana Hierzer, Carina Maier / Forschungsgruppe D.O.T. – Die offene Tür der Ludwig Boltzmann Gesellschaft GmbH
Die Maßnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie brachten massive Konsequenzen für die psychosoziale Versorgung von Kindern und Familien in Österreich mit sich. Wie die Versorgung und Begleitung während der Corona-Maßnahmen möglich waren und vor welche Herausforderungen die Praktiker*innen gestellt wurden untersuchen wir seit Mai 2020.
In einer qualitativen Studie begleitet die Forschungsgruppe D.O.T. gemeinsam mit der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit 30 Praktiker*innen aus Wien und Niederösterreich durch die Pandemie. In mehrwöchigem Abstand wurden zwischen Mai und September 2020 je drei Interviews geführt. Aufgenommen wurden in die Studie nur Angebote die für die Nutzer*innen kostenfrei sind.
In der bisherigen Auswertung wurde deutlich, dass besonders bei den stationären Angeboten mehr Zeit mit den Nutzer*innen der Angebote verbracht wurde. Hier gab es sowohl ein qualitatives Erleben der Zeit für Beziehungsarbeit sowie von Arbeiten ohne Druck, da Schule, AMS und Kostenträger*innen kurzzeitig verringerte (An-)Forderungen stellten. Begleitet von einem Erleben der Zeit als Stressor durch vermehrte Arbeitszeiten, fehlende Zeit für Austausch und der Ungewissheit über die Dauer dieser Ausnahmezeit. Aus diesen Erfahrungen entstanden Rückschlüsse der Praktiker*innen welche die Qualität Sozialer Arbeit in Krisenzeiten reflektieren.
Die psychosoziale Versorgung von Kindern und Familien fand unter großen Herausforderungen statt. In der Reflexion dieser Zeit war es jedoch möglich, auch die eigene Arbeit, ihre Wirksamkeit und dem, was es bedarf, um qualitativ arbeiten zu können, Raum zu geben. Ohne Druck durch Kostenträger*innen und externe Partner*innen kann Soziale Arbeit wirksamer sein, da Soziale Arbeit wieder kritisch an sozialen Systemen arbeiten kann anstatt am Einzelnen („Problemfall“) zu arbeiten (Lutz 2018). Frei vom neoliberalen Auftrag zur stabilisierenden Ordnung entsteht der Raum und die Zeit, sich den Bedarfen der Menschen die von Sozialer Arbeit begleitet werden, zuzuwenden und ihre Interessen zu vertreten.
Christoph Redelsteiner / FH St. Pölten
Hintergrund, Forschungsfrage
Bestimmender Faktor vieler Krisensituationen sind Zeitdruck und eine reduzierte Zahl an Informationen als Grundlage für die Entscheidung über das weitere Vorgehen.
Welche Strategien verwenden Professionen und Einrichtungen deren tägliche Aufgabe psychosoziale oder notfallmedizinische Krisenintervention ist, um mit Zeitdruck und Entscheidungsdilemmata umzugehen?
Methodisches Design und Vorgehen
Der Verfasser reflektiert Techniken des Umgangs mit Drucksituationen aus der Praxis als Notfallsanitäter und Einsatzleiter und diskutiert deren Anwendbarkeit auf sozialarbeiterische Kontexte bzw. Fälle.
Zentrale Ergebnisse
Entscheidungstechniken aus dem Rettungsdienst und der taktischen Führung sind auf viele Krisensituationen in der Sozialarbeit anwendbar. Dazu gehören Visualisierungstechniken, taktische Pausen, das Wahrnehmen und Einordnen der eigenen Intuition, die Anwendung von Merkwörtern und „präventive“ Simulationsverfahren.
Fazit / Schlussfolgerungen
Manche Institutionen der Sozialen Arbeit sind Hochrisikoorganisationen, bei denen erwartbar bestimmte Krisen eintreten. Diese internen und externen Risiken sind benennbar. Eine positive Kommunikations- und „Fehler“kultur erhöhen das gemeinsame Wissen um bisher aufgetretene Krisen und dabei angewandten Bewältigungsstrategien. Das Erstellen einer Risikomatrix zur Benennung der konkreten Risiken ist eine Grundlage zur persönlichen, fachlichen und institutionellen Vorbereitung auf den Ernstfall. Das Üben bestimmter Szenarien stärkt den Umgang mit realen Krisen und erhöhen die persönliche und institutionelle Resilienz. Zeitgewinnung und die Einschätzung wann wirklich echter Zeit- und Entscheidungsdruck vorhanden sind, reduzieren unerwünschte Ereignisse im Umgang mit Krisen.
Panel 3: Soziale Arbeit im Kontext ihrer jeweiligen Zeit
Erich Fenninger & Judith Ranftler / Volkshilfe Österreich
Armut – eine individuelle Lebenslage sowie ein sozialstrukturelles Moment sozialer Ungleichheit – trifft Kinder unmittelbar. Soziale Arbeit kennt die Problemlagen von Kindern wie keine andere Profession. Die Aufhebung von Armut kann nur durch eine strukturelle Lösung bewältigt werden. Wir möchten mit dem Projekt „Kinderarmut abschaffen“ zeigen, dass die Beendigung von Kinderarmut keine Utopie ist.
Vision und Forschungsprojekt Kindergrundsicherung
Während sich in der Praxis Sozialer Arbeit das Problembewusstsein erschloss, entwickelte die Volkshilfe eine sozialpolitische Lösung: Im Herbst 2018 wurde das Forschungsprojekt Kindergrundsicherung gestartet. Bei neun Familien wird seitdem Monat für Monat materielle Deprivation aufgehoben und die sich dadurch ergebenden Veränderungen sozialwissenschaftlich begleitet. So wird zukunftsorientierte Soziale Arbeit und sozial-wissenschaftliche Forschung direkt miteinander verbunden und der Forschungsfrage nachgegangen, wie sich die Aufhebung von Armut auf Kinder auswirkt.
Methodik
Mit Hilfe von Interviews und sozialwissenschaftlichen Diagnostikinstrumenten werden die kindlichen Wahrnehmungen von Armut erhoben und die Veränderungen über den Projektzeitraum dokumentiert. Die Prozesse werden anhand von Methoden qualitativer Sozialforschung analysiert.
Ergebnisse
Erste Ergebnisse der Forschung veranschaulichen, wie sich die Veränderungen für Kinder anfühlen können: „Gestern haben wir sogar Hotdogs gemacht. Das, was wir sonst normalerweise nur an besonderen Tagen essen, aber gestern haben wir es mal einfach so gemacht.“ (Bub, 10 Jahre)
Fazit
Die Präsentation wird verdeutlichen, dass Kinderarmut in Österreich der Vergangenheit angehören und die Zukunft von sozialer Gerechtigkeit geprägt sein kann. Jedem Kind alle Chancen.
Irene Messinger / FH Campus Wien
Nach dem 1. Weltkrieg entstand in der jungen Republik ein vielfältiges Sozialsystem, das vor allem in Wien immer besser ausgebaut wurde („Rotes Wien“). In den Krisen-Zeiten des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus veränderte sich vieles: 1938 wurden manche Fürsorgeeinrichtungen oder auch private Ausbildungsstätten geschlossen, jüdische und/oder politisch unliebsame Fürsorgerinnen entlassen. Bislang wurde kaum danach gefragt, wie die Fürsorgerinnen ihre Zeit der Verfolgung verbrachten. Während die meisten Berufsgruppen die Geschichte ihrer Entrechtung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung oder des Exils bereits aufgearbeitet haben, ist es höchste Zeit, dies für die Berufsgruppe der Fürsorgerinnen aufzuholen. Das einjährige Forschungsprojekt aus der Perspektive der Exilforschung und der Zeitgeschichte hat die explorative Erschließung von Biografien jener ausgebildeten Fürsorgerinnen zum Ziel, die beruflich in der Fürsorge tätig und in der Zeitspanne 1938-1945 verfolgt waren.
Mit den Methoden der Biografieforschung wird in vergangene Zeiten vorgedrungen. Da kaum noch Zeitzeug*innen befragt werden können, wird vor allem in Archiven recherchiert, um anhand von Verwaltungsdokumenten und bestehender Literatur die Lebensdaten nachzeichnen zu können. Zudem wurden international Nachkommen gesucht, welche sich die Zeit nahmen, um der Forschung weitere Quellen zur Verfügung zu stellen. Manche Dokumente kehren so (in Kopie) erstmals wieder nach langer Zeit nach Wien zurück. Anhand ausgewählter Kurzbiographien wird ein Einblick in die Praxis der Fürsorge gegeben und der biografische Bruch durch den Nationalsozialismus herausgearbeitet. Die Personen stehen stellvertretend für Gruppierungen, die basierend auf ihrer Ausbildung (z.B. Schönbrunner Erzieherschule, Psychoanalyse), ihrer politischen und/oder rassistisch motivierten Verfolgung (z.B. Kommunistinnen, Jüdinnen,...) oder ihrer letzten Arbeitsstelle (IKG Fürsorge, Hilfsstelle für nichtarische Katholiken, Settlement) zusammen gestellt wurden. Viele Probleme der damaligen Fürsorge (geschlechtsspezifische Hierarchien, schlechte Bezahlung, fragliche Anerkennung von Erfahrungswissen, usw.) scheinen zeitlos.
Die Projektlaufzeit endet im März 2021. Im Zuge der ogsaTAGUNG kann ein Einblick in dieses fehlende Stück Professionsgeschichte der Sozialen Arbeit gegeben werden. Eine Publikation ist für 2022 anvisiert.
Florian Zahorka / FH St. Pölten
Gegenständlicher Beitrag befasst sich vor dem Hintergrund der seit Jahren vollzogenen Rücknahme der Erwachsenensozialarbeit mit den Verschiebungen sozialer Problemstellungen in das Gesundheitssystem. Dort, wo Klinische Sozialarbeit im intramuralen Versorgungssystem etabliert ist, gilt sie als wesentliche Unterstützung in der Erreichung und späteren Rekonvaleszenz ihrer Klient*innen. Sie sieht als Adressat*innen Menschen, die aufgrund eines unausgewogenen biopsychosozialen Ressourcen-Belastungsverhältnisses ihre Handlungsfähigkeit verlieren.
Jedoch beschränkt sich klinische Sozialarbeit in ihrem Tätigkeitsfeld vielfach rein auf intramurale, stationäre Kontexte, fernab der Lebenswelt der Klient*innen. Plötzlich auftretende manifeste oder latente biopsychosoziale Krisen, die einer raschen, mobilen Intervention bedürfen, werden ausgeklammert. Sozialarbeiter*innen in Notaufnahmen gibt es nach Kenntnis des Autors nicht, Nacht- und Wochenenddienste sind im intramuralen Kontext ebenso nicht vorgesehen.
Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche praktischen Anforderungen an Akutsozialarbeit gestellt werden und welche Modelle von Akutsozialarbeit bereits existieren.
Das Projekt Akutsozialarbeit an der FH St. Pölten befasste sich über zwei Semester hinweg mit dem Themenfeld, woraus 13 Bachelorarbeiten zu unterschiedlichen Fragestellungen entstanden. Zusätzlich fließen Erkenntnisse aus einem Forschungsaufenthalt von 2017 in Colorado Springs mit ein. Vorliegender Beitrag versucht eine Synthese und stellt sich auf Basis vorangegangener Forschungen die Frage, welche Möglichkeiten und Herausforderungen eine weiterführende Umsetzung darstellt.
Akutsozialarbeit erweitert insbesondere die Interventionsmöglichkeiten klinischer Sozialarbeit im extramuralen Bereich und beschreibt sich als „eine rund um die Uhr erreichbare und bei Bedarf rasche mobile Interventionsstrategie, um Situationen durch persönlichen Kontakt mit Betroffenen zu klären. “ Sozialarbeit wird dadurch für Klient*innen zum Zeitpuffer, um angesichts manifester oder latenter Krisen Ressourcen zu aktivieren, und gemeinsam an der Stabilisierung des Lebensumfeldes mitzuwirken. Angesichts bestehender Ressentiments in der Fachcommunity gilt es zu diskutieren, inwiefern oder ob Akutsozialarbeit seiner Zeit zu weit voraus ist, ob sie lediglich als Substitut fehlender anderer Angebote Sozialer Arbeit gilt, oder ob sie tatsächlich positive Veränderungen für Menschen erreichen kann.
Panel 4: Soziale Arbeit und Digitalisierung
Sabine Klinger, Andrea Mayr, Esther Brossmann-Handler, Romana Rauter / Universität Graz
In einer mediatisierten und digitalisierten Gesellschaft transformiert sich auch die Praxis Sozialer Arbeit unweigerlich (Kutscher 2018). Einrichtungen Sozialer Arbeit sind gefordert Arbeitsprozesse und -abläufe neu zu gestalten, da digitale Medien und Technologien die Soziale Arbeit etwa durch digitale Dokumentationen, Zeiterfassungen sowie algorithmenbasierte Risikoinventare oder Diagnostiktools verändern (vgl. Becka u. a. 2017).
In einer Fallstudie1 bei einem sozialen Dienstleitungsunternehmen gingen wir diesen Transformationsprozessen, anhand folgender Fragen, nach: Welche digitalen Technologien werden eingesetzt? Inwiefern ist der Einsatz der digitalen Technologien geregelt oder nicht geregelt? Welche Strategien gibt es im Umgang mit digitalen Technologien? Wo liegen die Chancen und Herausforderungen für Fachkräfte und für Organisationen? Bei der Fallstudie wurde ein Mixed-Methods-Ansatz angewendet. So wurden innerhalb der untersuchten Organisation 134 Mitarbeiter_innen mittels standardisiertem Onlinefragebogen und 14 Mitarbeiter_innen in drei Gruppendiskussionen befragt. Bei der Befragung haben sich vor allem Fachkräfte aus der Altenpflege und -betreuung sowie der Kinderbetreuung beteiligt.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich sowohl der Arbeitsalltag als auch die Arbeitsanforderungen verändern: vor allem ein erhöhter Leistungsanspruch ein erhöhter Anspruch an Flexibilität, die Verdichtung von Tätigkeitsabläufen und die gleichzeitige Nutzung handschriftlicher und digitaler Formate werden von den Befragten genannt. Gleichzeitig fehlt es an einheitlichen Richtlinien im Umgang mit den Technologien sowie Standards bei Einschulungen, an organisationalen Rahmenbedingungen (z.B. Zeit, Ausstattung, Raum) und Regelungen zur Erreichbarkeit außerhalb der Dienstzeiten. Als Formen der Unterstützung bei der Nutzung digitaler Technologien wünschen sich die Fachkräfte vor allem Raum und Zeit für Erfahrungsaustausch mit Kolleg_innen, interne Kurse, Seminare und Lehrgänge, sowie Zeitressourcen, um Neues auszuprobieren. Als herausfordernd erleben die Fachkräfte veraltete Hardware, handlungsfeldunadäquate Software und schlechte oder fehlende Internetverbindungen. Eine wichtige Rolle, um für Fachkräfte Orientierung zu schaffen, spielt eine transparente Strategie um Umgang mit Digitalisierung in der Organisation.
Max Kölbl, Marie-Therese Sagl / FH Joanneum Graz
Hintergrund, Forschungsanliegen
Ziel des Forschungsprojekts „SUDOKU“ ist die Analyse neuer Anforderungen an und zusätzlicher Qualifikationsbedarfe von Mitarbeiter*innen der steirischen Kinder- und Jugendarbeit, welche durch Digitalisierungsprozesse entstehen. Das von der Arbeiterkammer Steiermark finanzierte Projekt (Laufzeit November 2020 bis Oktober 2021) wird vom Institut für Soziale Arbeit der FH JOANNEUM geleitet.
In der Durchführung zeichnet sich SUDOKU durch eine Kombination von wissenschaftlicher Arbeit und aktivem Einbezug der Praxis aus: Strategische Projektpartner, die mit praktischer Expertise in allen Projektschritten unterstützen, sind das Jugendzentrum „ECHO“ sowie die „ARGE Jugendstreetwork Graz“.
Methodisches Design und Vorgehen
Das Mixed-Method-Design des Forschungsprojektes kombiniert zwei Expert*innenworkshops mit der Durchführung von drei qualitativen Fokusgruppeninterviews mit Fachkräften der steirischen Kinder- und Jugendarbeit sowie einer umfassenden Bedarfserhebung anhand eines online-Fragebogens in allen Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit der Steiermark.
Der erste Expert*innenworkshop findet zu Beginn statt und schärft die Forschungsfragen des Projektes hinsichtlich der Interviews im Feld. Der qualitative Teil der Ergebnisse ist dabei auf den goßen Bereich der Kinder- und Jugendarbeit der Steiermark, also Kinder- und Jugendhilfe und offene sowie mobile Jugendarbeit gerichtet. Die qualitativen Ergebnisse bilden die Basis für die Erstellung des online-Fragebogens, der wiederum offene und mobile Angebote der steirischen Jugendarbeit fokussiert.
Alle Ergebnisse finden abschließend Eingang in eine zweite Expert*innenrunde, wo sie durch die Stellungnahme der Expert*innen evaluiert werden.
Zentrale Ergebnisse, Fazit
Im März 2021 ist der qualitative Teil der Forschung weitgehend abgeschlossen, weshalb eine Präsentation der Ergebnisse der Expert*innenrunde sowie der Fokusgruppeninterviews möglich ist, durch welche fundierte Aussagen zur Praxis der steirischen Kinder- und Jugendarbeit getroffen werden können. Ergebnisse der quantitativen Bedarfserhebung können leider noch nicht präsentiert werden. Die qualitativen Daten geben weiters dahingehend Einblick, welche Kompetenzen Mitarbeiter*innen der (offenen) Jugendarbeit im digitalen Zeitalter besonders brauchen und wo diese auch für ganze Einrichtungen des Handlungsfeldes Entwicklungsbedarf sehen (z.B. Haltung im Umgang mit Handys, Abgrenzung privat-beruflich, etc.).
Michaela Moser / FH St. Pölten
Mit „digitaler Zeitenwende“ wird der für manche umfassendste Wandel technologischer, ökonomischer und sozialer Systeme „der letzten 10.000 Jahre“ (Christoph Burkhardt 2018) beschrieben. Soziale Arbeit hat sich der Förderung gesellschaftlicher Veränderungen im Sinne sozialer Gerechtigkeit und eines guten Lebens aller verschrieben und will Menschen befähigen, die damit verbundenen Herausforderungen gut zu bewältigen. Glaubt man den Autor*innen eines einschlägigen aktuellen Positionspapiers ist sie daher höchst geeignet, sich mit dem Thema „Digitalisierung“ in all seiner Komplexität zu beschäftigen. (Vgl. www.sozialdigital.eu)
Im Widerspruch dazu steht ihre Abwesenheit in relevanten Initiativen wie der Bewegung für einen „Digitalen Humanismus“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Menschen als Maßstab ins Zentrum digitaler Entwicklung zu stellen. Ziel des geplanten Beitrags ist es, Möglichkeiten und Notwendigkeiten einer Positionierung Sozialer Arbeit als zentralen Player für einen Digitalen Humanismus auszuloten. Dabei wird zunächst eine Bestandsaufnahme zu Zugängen und Themen der Digitalisierung in Sozialer Arbeit unter Bezugnahme auf die Aktivitäten der oben erwähnte internationale Arbeitsgruppe Sozial Digital, sowie anhand ausgewählter Publikationen, Tagungen, Projekten aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert. Wie und mit welchen Schwerpunkten wird Digitalisierung in Theorie und Praxis Sozialer Arbeit derzeit behandelt, welche Fragen dominieren, wo gibt es Lücken, was an Zugängen fehlt noch ganz? Anschließend wird mit Blick auf zentrale Thesen aktueller Publikationen zu Gefahren und Potential einer Kultur der Digitalität (u.a. Christoph Kucklick 2016; Felix Stalder 2016; Virgina Eubanks 2018; Cathy O’Neil 2018, Manuela Lenzen 2018) erörtert, welche spezifischen Beiträge Soziale Arbeit zusätzlich in einen Digitalisierungsdiskurs einbringen und welche etwaigen Leerstellen sie füllen könnte, kurz worin der originäre Beitrag Sozialer Arbeit zur Bewältigung der Herausforderungen des digitalen Paradigmenwechsels bestehen kann.
Nicht zuletzt geht es schließlich auch darum, welchen Beitrag diese zur Skizzierung und Realisierung einer Utopie für ein künftiges gutes (Zusammen-)Leben aller Kreaturen mit digitalen Technologien und künstlicher Intelligenz leisten soll.
Panel 5: Zeit im Kontext sozialer Ungleichheit
Stephan Sting, Alban Knecht / Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Anliegen: Der Vortrag setzt sich mit der Konstitution der Jugendphase als Bildungszeit auseinander, die unter der Humankapitalperspektive auf Bildung zunehmend unter Druck gerät. Die Jugendzeit wird von einer „freien Zeit“ im Sinne des Moratoriums, die Spielräume für Bildung und Persönlichkeitsentwicklung eröffnet, zu einer Lebensphase expandierender Bildungsverpflichtungen, in der ein Habitus permanenter Selbstoptimierung eingeübt werden soll. Diese Veränderungen der Zeitlichkeit werden je nach Lebenslage sozial ungleich erlebt.
Vorgehen: Ausgehend von jugend- und bildungstheoretischen Reflexionen werden die Veränderungen der Zeitlichkeit in jugendlichen Übergängen auf der Grundlage verschiedener vorliegender Studien diskutiert. Dabei werden drei lebenslagenabhängige Perspektiven unterschieden: Jugendliche, die im weiterführenden Bildungssystem etabliert sind; Jugendliche, die mit der Ausbildungspflicht bis 18 konfrontiert sind und sich im Übergangssystem und Jugendcoaching befinden; und junge Asylsuchende, deren Zugänge zu Bildung und Arbeit rechtlichen Restriktionen unterliegen.
Ergebnisse: Während im Bildungssystem etablierte Jugendliche von einer „Scholarisierung der Jugend“ betroffen sind, die zeitliche Spielräume zur Persönlichkeitsbildung und Selbstpositionierung verengt, werden Jugendliche im Übergangssystem mit einer Pflicht zur Absolvierung von Bildungs- und Ausbildungsangeboten konfrontiert, die keine zeitlichen Lücken und Umwege zulässt und zu einem schnellen Übergang in verwertbare Qualifikationen drängt. Jungen Asylsuchenden werden demgegenüber Zugänge zu Bildung und Ausbildung verwehrt, was sie in einen Zustand des Wartens versetzt, den sie aufgrund fehlender Zukunftsperspektiven und sozialer Exklusion nicht produktiv als Bildungsmoratorium nutzen können. Die Veränderungen der Zeitlichkeit in jugendlichen Übergängen haben Konsequenzen für unterschiedliche Felder der Sozialen Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Katharina Auer-Voigtländer / Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten
„Und dann ich denke das ist, Ali muss warten, warten, warten.“ (Ali, Interview mit einem geflüchteten Menschen, Zeile 143-144)
Biographien können als Produkte lebensweltlicher Erfahrungen in bestimmten gesellschaftshistorischen Kontexten verstanden werden. Dennoch reagieren Menschen nicht ausschließlich auf soziale Wirklichkeiten mit denen sie im Laufe ihres Lebens konfrontiert werden, sondern aktivieren ihr generatives Potential zur Herstellung individueller Lebenswirklichkeit. Dem Verständnis folgend, nachdem Biographie als ein vom Subjekt hervorgebrachtes Konstrukt gerahmt wird, dass sich aus individuellen Erfahrungen und der Verarbeitung dieser in diskursiven gesellschaftlichen Kontexten versteht, rückt der aktive und selbstgewählte Anteil biographischer Formungen vermehrt in den Fokus.
Vor diesem Hintergrund kann auch die Betrachtung von Biographien geflüchteter Menschen im Geflecht restriktiver Rahmenbedingungen zur Aufhebung einer homogenisierenden und problematisierenden Betrachtung von Fluchtmigration beitragen, ohne dabei jedoch Aspekte sozialer Ungleichheit aus dem Fokus zu verlieren, die geflüchtete Menschen u.a. durch den Verlust an (selbstgestalterischer) Lebenszeit nach ihrer Ankunft in einem neuen Kontext erleben.
Der hier eingereichte Beitrag beschäftigt sich mit der biographischen Phase des Ankommens von Menschen, die im Zuge aktueller Migrationsbewegungen nach Österreich geflüchtet sind. Die betreffenden Personen rahmen diesen biographischen Abschnitt nicht selten als verschwendete Lebenszeit. Was tun Menschen, wenn sie rein fakultativ viel Zeit zur Verfügung haben, qualitativ diese jedoch nicht nützen können? Welche Strategien entwickeln sie, wenn ihre Lebensgestaltung durch strukturelle Rahmenbedingungen stark eingeschränkt ist? Ist es die ehrenamtliche Arbeit, die einem den Wunsch nach sozialen Kontakten ermöglicht? Oder Besuch einer Hauptschule eines jungen Erwachsenen, der versucht, damit dem Verlust einer Tagesstruktur entgegenzuwirken und dabei dem Gefühl zu entrinnen versucht seine Lebenszeit mit „warten, warten, warten“ (Ali, 143-144) zu verschwenden? Die Beitragseinreichung basiert auf Erkenntnissen aus meinem Promotionsprojekt, welches methodologisch und methodisch an dem Vorgehen der Grounded Theory nach Strauss und Corbin (2010) ausgerichtet ist und sich mit Ankommensprozessen und Subjektpositionierungen geflüchteter Menschen in Österreich auseinandersetzt.
Johanna Muckenhuber / FH Joanneum Graz
Pierre Bourdieu argumentiert in seiner Theorie der Kapitalformen, dass neben dem Ausmaß an ökonomischem Kapital, über das die Personen verfügen auch soziales Kapital und kulturelles Kapital wesentlich für die Position einer Person im sozialen Raum ist. Bourdieu versteht unter ökonomischem Kapital Vermögen und Einkommen, unter sozialem Kapital soziale Netzwerke und die Eingebundenheit in soziale Institutionen und unter kulturellem Kapital Bildung sowie die Kenntnis kultureller Codes. Die Position im sozialen Raum ist eng verknüpft mit Lebenschancen.
Ziel dieses Beitrages ist es zu zeigen, dass Zeit als vierte Kapitalform verstanden werden kann. Personen verfügen, unter anderem abhängig von Reproduktionsverpflichtungen, über unterschiedlich viel Zeit. Da Zeit in Erwerbsarbeit aber auch in die Pflege informeller Netzwerke investiert werden kann, argumentiere ich, dass sich Zeit im Sinne eines zeitlichen Kapitals stark auf die Position der Personen im sozialen Raum und damit auf deren Chancen auf Teilhabe an unterschiedlichen Aspekten gesellschaftlichen Lebens auswirkt.
Das Konzept von Zeit als vierte Kapitalform als Ergänzung und Weiterentwicklung der Bourdieuschen Theorie wurde auf Basis einer empirischen Untersuchung mit qualitativen Interviews mit Solo- und Mikroselbstständigen entwickelt und in qualitativen Interviews kurz nach Ende der Ausgangsbeschränkungen zum Erleben und den psychosozialen Auswirkungen der Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Schulschließungen aktualisiert.
Ich argumentiere, dass das Ausmaß an frei verfügbarer Zeit ein wesentliches Element sozialer Ungleichheit ist. Ein Mangel als Zeitkapital kann dazu führen, dass auch ein Mangel an ökonomischem Kapital, an sozialem Kapital und an kulturellem Kapital entsteht.
Die Soziale Arbeit ist gefragt, die große Bedeutung der Verfügbarkeit an Zeitkapital im Kontext sozialer Ungleichheit wahrzunehmen und in ihrer Praxis entsprechend zu berücksichtigen.
12:30 - 13:30 - Mittagspause
13:30 - 14:00 - Poster-Session (www.ogsa.at/poster)
Regina Enzenhofer / Universität Graz/Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft
Hintergrund, Forschungsfrage:
Als langjährige Leiterin der Kriseninterventionsstelle für Jugendliche in Graz verfolgte ich die Konzeptionen und Entwicklung der Kriseneinrichtungen im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in Österreich seit den 1990er Jahren. Durch das JWG 1989 und die Ausführungsgesetze der Bundesländer war eine rechtliche Grundlage für den Betrieb von Einrichtungen zur Krisenunterbringung von Kindern und Jugendlichen geschaffen worden.
Auffallend ist, dass die Kriseneinrichtungen bzw. -dienste in den Bundesländern teilweise recht unterschiedlich geregelt und konzipiert sind. Dies gilt u.a. für den im Handlungsalltag sehr wesentlichen Aspekt der möglichen Aufenthaltsdauer. Die Einschätzung bzgl. der Notwendigkeit oder zielführenden Sinnhaftigkeit für einen noch längeren Verbleib des Kindes/der*des Jugendlichen in der Einrichtung divergiert immer wieder zwischen diesen, den Eltern, den sozialpädagogisch Zuständigen, den Sozialarbeiter*innen des Jugendamtes, den sonstigen Helfer*innen und weiteren Beteiligten, und aber auch mit dem konzeptionellen Rahmen.
Die Geschichte der stationären Kriseneinrichtungen und -dienste im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in Österreich in einen Überblick zu bringen und zu diversen Spezifika, u.a. eben auch zu diesem Zeitfaktor, eine inhaltlich-fachliche Analyse zu machen, wird aktuell für einen Artikel in einem Sammelband vorbereitet.
Methodisches Design und Vorgehen:
Erhebung, u.a. der zeitlichen Komponenten aus den Vorgaben der Jugendhilfeträger sowie den Konzepten und statistischen Daten/Jahresberichten. Ergänzend schriftliche Befragung der Einrichtungen hinsichtlich diverser Spezifika. Analyse und Bewertung.
Zentrale Ergebnisse:
Hinsichtlich des Tagungsschwerpunktes werden neben dem Überblick über die quantitativen Unterschiede die fachlich-inhaltlichen Erläuterungen und Begründungen einen Einblick in den Handlungsalltag der Krisenunterbringung von Kindern und Jugendlichen mit dem Fokus auf die zeitlichen Dimensionen geben.
Fazit / Schlussfolgerungen:
Auf Basis der Ergebnisse werden Empfehlungen für die Mitarbeiter*innen der verschiedenen Zuständigkeitsebenen zusammengefasst, wobei eine zielgerichtete und idealerweise von allen Beteiligten als gelungen empfundene Krisenunterbringung im Fokus steht.
Maria Amancay Jenny / Uni Salzburg
Der Beitrag bezieht sich auf substantielle Ergebnisse aus einer Forschungsarbeit, die im Rahmen des Projektes MENTORIAL stattgefunden hat. Dieses Projekt setzt sich mit einem Mentoring-Programm für „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ auseinander, anknüpfend an den Erkenntnissen einer vorhergehenden explorativen Studie (2015-2017). Mentoring-Programme im sozialpädagogischen Kontext werden hier als Schnittfläche zwischen Ehrenamtlichkeit und sozialen Unterstützungssystem verstanden, die vor dem Hintergrund einer immer stärker neoliberal geprägten Umstrukturierung einen zunehmenden Aufschwung erfahren.
So wurden für Neueingewanderte in Europa v.a. im Zuge der Fluchtmigrationsbewegungen seit 2014/15 in verschiedenen Ländern unterschiedliche Arrangements informeller sozialer Unterstützung entwickelt. Diese sind häufig vom Engagement einheimischer Erwachsenen getragen, die ehrenamtlich tätig sind. Der Faktor „Zeit haben“ wird hier zur entscheidenden Ressource, die von den erwachsenen Mentor_innen eingebracht wird und somit die Basis für diese sozialpädagogische „Laien“-Intervention darstellt. Verschiedene Initiativen, die diese Art der Mentorenschaften befördern, sehen diese intergenerationalen, persönlichen Beziehungen als zentrale Mechanismen, die eine Vielzahl integrationsrelevanter Aspekte bearbeiten können (z.B. Sprachlernen, Wohnungs- und Arbeitssuche, sozio-kulturelles Know-How). Oftmals auch aus jenem Grund, dass die beteiligten Personen jene zeitliche Ressource einbringen können, die im zur Verfügung stehenden professionellen Unterstützungssystem, vor allem für die Zielgruppe der „umFs“, fehlt.
Zentral bleibt dennoch die Frage, was in dieser Zeit, die gemeinsam verbracht wird, eigentlich geschieht. Denn welche sozialen Praktiken in gestifteten und begleiteten Mentoring-Beziehungen letztlich stattfinden können, hängt dabei von den Orientierungsrahmen ab, den die beteiligten Personen wechselseitig entwickeln.
Hier setzt der vorgeschlagene Beitrag an: im Rahmen des Projekts wurden mit Mentor_innen zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Patenschaftsbeziehung narrative Interviews durchgeführt. Die Auswertung der Interviews anhand der Dokumentarischen Methode, lässt Orientierungsrahmen verschiedener Mentor_innen sichtbar werden, die sich hinter alltäglich erscheinenden Erzählungen verbergen. Der Beitrag zeigt auf, dass und wie solche über eine längere Zeit aufgebauten Orientierungsrahmen letztlich den Möglichkeitsraum sozialer Praktiken abstecken, die in solchen persönlichen intergenerationalen Beziehungen von Mentor und Mentee realisiert werden können.
Helene Kletzl, Bettina Wächter / FH Oberösterreich
In der Praxis Sozialer Arbeit geht es nicht mehr darum, die Digitalisierung als gut oder schlecht zu bewerten, sondern sie als gegeben zu begreifen. Denn die Digitalisierung ist längst in der Sozialen Arbeit angekommen. Seit 2018 forschen Studierende der FH Oberösterreich im Studiengang Soziale Arbeit daher zum Themenfeld Digitalisierung – genauer: zu Digitalen Kompetenzen von Sozialarbeiter*innen. In einer quantitativen Studie wurde erhoben, in welchen Digitalen Arbeitswelten Sozialarbeiter*innen bereits tätig sind und welche Kompetenzen sie brauchen um deren Anforderungen gerecht zu werden. Fazit: Sie sind vielfältig, denn sie meinen nicht nur den Umgang mit Digitalen Hilfsmitteln, sondern auch die professionelle Handlungsfähigkeit im Hinblick auf Digitale Themen von Klient*innen (Cybermobbing, Online-Behördengänge, etc.) und neuen gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das aktuelle Forschungsprojekt befasst sich nun erstens mit der Frage, ob Sozialarbeiter*innen mit Expert*innenwissen für die immer neuen Themen und Arbeitsfelder, die durch Digitalisierungsprozesse entstehen, in sozialen Unternehmen benötigt werden. Und zweitens, ob und wie die Ausbildung von Sozialarbeiter*innen Digitale Kompetenzen vermitteln soll oder muss. Dazu werden in einer qualitativen Studie Führungskräfte sozialer Unternehmen, Lehrende und Vordenker*innen befragt.
Der Interviewleitfaden dazu wurde bereits ausgearbeitet. Zum Tagungstermin im März werden bereits Ergebnisse vorliegen.
Tamara Mandl / Mobiles Palliativteam Graz/Graz-Umgebung
Im Rahmen meiner im Dezember 2019 unter dem Titel „Denn ich fühl die Sehnsucht wieder - Eine explorative Studie über die Bedürfnisse von Gastarbeiter*innen in palliativen Situationen und den daraus resultierenden Bedarf für die Sozialarbeit“ eingereichten Masterarbeit habe ich mich mit den Bedürfnissen von Arbeitsmigrant*innen an ihrem Lebensende auseinandergesetzt. Für diesen Tagungsbeitrag möchte ich diese Ergebnisse noch einmal ins Licht rücken und mit Praxiserfahrungen aus meiner Arbeit als Palliativsozialarbeiterin verknüpfen.
Im Zentrum meiner von Februar 2019 bis Dezember 2019 durchgeführten Forschung stand die Beantwortung dreier Forschungsfragen:
- Forschungsfrage 1: Welche Bedürfnisse haben Gastarbeiter*innen und andere Migrant*innen in palliativen Situationen?
- Forschungsfrage 2: Welcher Bedarf ergibt sich für die Sozialarbeit aus den Bedürfnissen von Gastarbeiter*innen und anderen Migrant*innen in palliativen Situationen?
- Forschungsfrage 3: Wie unterscheiden sich Todes- und Trauerrituale kulturell und wie werden sie in der Steiermark gelebt?
Diese wurden mittels eines narrativen Interviews mit der Tochter eines verstorbenen Palliativpatienten, fünf fokussierten Interviews mit Palliativsozialarbeiterinnen und zwei episodischen Interviews mit Bestatter*innen beantwortet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Gastarbeiter*innen und andere Migrant*innen in palliativen Situationen vielfältige Bedürfnisse haben, die sich in eine soziale, eine spirito-kulturelle, eine physische und eine psychische Dimension ordnen lassen. Viele Bedürfnisse von Migrant*innen in palliativen Situationen können durch die Palliativsozialarbeit erfüllt werden. Dennoch ist es notwendig, Palliativangebote, vor allem auf sprachlicher Ebene, inklusiver zu gestalten und die Sozialarbeiter*innen interkulturell zu schulen. Ein weiteres Ergebnis der Forschung ist, dass in der Steiermark verschiedene Trauer- und Bestattungsrituale gelebt werden. Bestatter*innen besitzen ein großes Fachwissen zu diesen Ritualen und stellen eine wichtige Ressource für trauernde Angehörige dar.
Ina Schubert / Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Der Beitrag bezieht sich auf ein laufendes Dissertationsprojekt, das sich aus einer diskurslinguistischen Perspektive mit dem Forschungsgegenstand befasst. Unter der Frage, welche Bedeutung Zeit in der diskursiven Hervorbringung sozialpädagogischen Handelns in der Sozialen Altenarbeit einnimmt, wird einem angenommenen diskursiven Verweisungszusammenhang von Zeit und sozialpädagogischen Handeln nachgegangen.
Wird über und mit Sozialpädagogik geschrieben, geht das nicht, ohne einen Bezug zum sozialen Konstrukt Zeit herzustellen. Besonders deutlich scheint die Relation im Handlungsfeld Sozialer Altenarbeit zu werden, denn „Sozialpädagogik … ziel[t] im Mainstream auf Entwicklung und Verbesserung, müsse sich nun aber einlassen auf Dasein, Dabeisein…“ (Schweppe 2005, 43 f). Schweppe verweist implizit auf weitere Zeitverständnisse in der Sozialen Altenarbeit, an denen sich Handeln ausrichtet. Zu denken sind sie nicht ohne die Kategorie Alter, über die sich wiederum das Handlungsfeld nach innen und außen abgrenzt. Die Forschungsfrage wird in der diskurslinguistischen Perspektive nach Busse/ Teubert (1994), Spitzmüller/ Warnke (2011) beantwortet. Sie ermöglicht es die sprachliche Hervorbringung, der für die Arbeit zentralen Dimensionen Zeit, sozialpädagogisches Handeln und Alter in ihrem jeweiligen Sprachgebrauch und Gebrauchszusammenhängen (z. Bsp. offene Seniorenarbeit, stationäre Altenpflege) zu erfassen, angenommene dahinterliegende Wissensrahmen (die u.a. diskursiv bedingt sind, organisational realisiert werden) aufzuspüren und in ihrem wechselseitigen Verhältnis im Handlungsfeld Sozialer Altenarbeit zu diskutieren.
Es werden Konzepte von Einrichtungen Sozialer Altenarbeit, sowie sozialpolitische Dokumente linguistisch analysiert. Erste Erkenntnisse zeigen, dass je nach Gebrauchszusammenhang unterschiedliche Wissensrahmen aktiviert und hervorgebracht werden. Sie wiederum werden verschieden sprachlich realisiert und erzeugen differente Vorstellungen von Zeit, Alter und sozialpädagogischen Handeln. Zeit erscheint als zentrale und, orientiert an Elias (2004) soziologische Perspektive auf Zeit, funktionale Komponente der sprachlichen Hervorbringung: Sie wird sinnstiftend, orientierend und strukturierend für das Handeln sprachlich eingesetzt. Unter der Perspektive der Institutionalisierung des Lebenslaufs nach Kohli (1985), kann Zeit zudem als konstitutives Element in der
institutionalisierten Hervorbringung von Alter(n) bestimmt werden.
14:00 - 15:15 - Vortrag Johannes Vorlaufer
Vor dem sozialwissenschaftlich erforschbaren Hintergrund der Auswirkungen aktueller Zeiterfahrungen wie Beschleunigung oder Langeweile und ihrer geschichtlich überkommenen Zeitdefinition soll in phänomenologischer Weise versucht werden, eine im Alltag verborgene und vielfach verschüttete Zeiterfahrung sichtbar werden zu lassen, die für die professionelle Begegnung in der Sozialen Arbeit von Relevanz ist, etwa wenn wir in einem gelungenen Gespräch „ganz Ohr“ sind: Was meint hier gegenwärtig-sein? Was ist das eigentlich Erfahrene dieser Erfahrung von Gegenwart?
In welchem Bezug steht diese Zeiterfahrung zu der überkommenen aristotelischen Definition von Zeit? Kann die Präsenz des Anderen unter ihrer Vorherrschaft überhaupt angemessen verstanden werden? Vielleicht braucht es in der Sozialen Arbeit nicht nur eine alternative Zeiterfahrung, sondern ebenso auch ein tieferes Verständnis von Zeit als es die in Alltag und Wissenschaft verbreitete Meinung bereitstellen kann.
15:15 - 16:00 - Pause
16:00 - 17:30 - Verleihung Wissenschaftspreis
Der Preis wird in folgenden Kategorien verliehen:
I. Dissertationen
II. Masterarbeiten
III. Bachelorarbeiten
IV. Besondere Beiträge wissenschaftlicher Forschung
Mit dem Preis werden ein*e Autor*in oder ein Autor*innen-Team für abgeschlossene und hervorragend beurteilte wissenschaftliche Arbeiten (Kategorie I, II, III) oder für bereits in einem Fachmedium veröffentlichte, wissenschaftliche Beiträge (Kategorie IV) ausgezeichnet.
Nähere Informationen zum Wissenschaftspreis finden sich hier auf der Website soziales_kapital: wissenschaftliches journal österreichischer fachhochschulstudiengänge sozialer arbeit
09:00 - 09:15 - Begrüßung und Einführung in den zweiten Tag
09:15 - 09:45 Präsentation des ersten Bandes der ogsa Buchreihe
Den Auftakt der ogsa Buchreihe beim BeltzJuventa Verlag macht die AG Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft mit dem ersten Band:
Soziale Arbeit in der Postmigrationsgesellschaft
Kritische Perspektiven und Praxisbeispiele aus Österreich
Der erste Band der ogsa-Reihe greift aktuelle Themen der Sozialen Arbeit in der Postmigrationsgesellschaft auf. Dazu werden mit Migration verbundene Phänomene in ihren theoretischen Grundannahmen, institutionellen Strukturen und in Praxisfeldern reflektiert sowie kritische Perspektiven auf einen professionellen Umgang damit entwickelt. In Tandems aus Theorie und Praxis werden jeweils Themen wie Differenz und Macht, Rassismus, Postkolonialität, Intersektionalität, Empowerment, Social Justice, Border Struggles, Critical Citizenship u. v. m. diskutiert.
09:45 - 10:00 - Pause
10:00 - 12:30 Symposien der Arbeitsgemeinschaften Teil 1
In diesem Panel werden drei Aspekte von Zeiterfahrungen im Alter und Möglichkeiten sozialarbeiterischer Angebote und Interventionen näher beleuchtet.
- Wenn die ZEIT KURZ wird
Nach dem Ende der Erwerbstätigkeit ändern sich auch die Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, vor allem dann, wenn im hohen Lebensalter Mobilität und kognitive Fähigkeiten abnehmen. In diesem Beitrag wird näher beleuchtet, in welchen Bereichen und wie Soziale Arbeit wirkt, um mit Herausforderungen in dieser Lebensphase umgehen zu können.
Input: Mischa Bahringer (Volkshilfe Wien) und Katherina Ebner (Caritas Wien, St. Barbara)
- Wenn die ZEIT LANG wird
Durch den Verlust von nahe stehenden Menschen und geringeren Möglichkeiten neue Sozialkontakte aufzubauen, sind Menschen im höheren Alter oftmals von Einsamkeit betroffen und belastet. In diesem Beitrag wird näher beleuchtet, welche Aufgaben Soziale Arbeit übernehmen kann, um die Betroffenen zu unterstützen.
Input: Johannes Gorbach (Social City Wien – Kampagne gegen Einsamkeit)
- Wenn die ZEIT VERLOREN geht
Menschen mit demenziellen Erkrankungen sind damit konfrontiert, dass ihnen das Zeiterleben abhandenkommt und zeitliche Kontinuität dem Lebensalltag nicht mehr ausreichend Struktur gibt. In diesem Beitrag wird näher auf die besonderen Herausforderungen eingegangen, die im Kontext einer Demenzerkrankung für das unterstützende System entstehen und wie man diesen begegnen kann.
Input: Ulrike Schröer (Gerontopsychiatrische Zentrum der Psychosozialen Dienste Wien)
Ausblick Programm der AG Altern am Nachmittag: ZEIT mitzureden – die Zukunft entscheidet sich jetzt
AG Koordinator*innen:
Angelika Neuer und Johannes Pflegerl
Case Management (CM) als Verfahren der Sozialen Arbeit zur einrichtungs- und professionsübergreifenden Unterstützung von Menschen in komplexen und mehrdimensionalen Problemlagen findet breite Anwendung im Sozial- und Gesundheitswesen. Dabei lässt sich feststellen, dass Definitionen, Bilder und Praxen des CM variieren. Die AG hat sich zum Ziel gesetzt, für die Anforderungen an CM aus Perspektive der Sozialen Arbeit zu sensibilisieren. Das Symposium soll zur Vernetzung von Kolleg*innen aus Theorie, Forschung und Anwendung beitragen und Raum für Diskurse bieten.
Workshop 1: Christian Tordy und Karin Goger – Fachliche Kooperationen
Interdisziplinäre Kooperation ist ein Wesenselement des Case Management-Verfahrens. Im Sinne der interdisziplinären fachlichen Weiterentwicklung des CM in Theorie und Praxis kooperiert die AG mit Case Management-Expert*innen auch aus benachbarten professionellen Feldern. Im Workshop werden aktuelle fachliche Kooperationen und deren Zwischenergebnisse präsentiert und zur Diskussion gestellt:
- Arbeitskreis „Förderung der Kompetenz im Case Management auf Ebene der Organisation“ mit der Österreichischen Gesellschaft für Care und Case Management ÖGCC
- Fachaustausch mit Expert*innen aus der Gesundheits- und Krankenpflege
- Kooperation mit der Fachgruppe Case Management der DGSA und Publikation „Sozialarbeiterisches Case Management“
- Kooperation mit dem Masterstudiengang Soziale Arbeit der FH St. Pölten im Rahmen eines geplanten Forschungsprojekts zu Erfahrungen von Case Management-Nutzer*innen
Ausblick Nachmittag: Workshop 2: Karin Goger – Zum Gelingen im Case Management, ein Buchprojekt
AG-Koordinatorin:
Karin Goger
Im Mittelpunkt des Symposiums soll die Auseinandersetzung mit einem tragenden Prinzip der Klinischen Sozialen Arbeit stehen: Dem doppelten Fokus. Gerade auch vor dem aktuellen Hintergrund des pandemischen Geschehens ist die Orientierung klinisch-sozialarbeiterischer Interventionen auf Person und Umwelt gleichermaßen von besonderer Bedeutung für die sozialarbeiterische Praxis. Nach einer grundlegenden theoretischen Verortung des Prinzips ist eine Auseinandersetzung damit geplant, wie sich der doppelte Fokus in der Praxis anwenden lässt, wo dieser sich bereits wiederfindet und wie er dazu beitragen kann, einen fundierten fachlichen Rahmen für den Aufgaben- und Handlungsbereich der Klinischen Sozialen Arbeit zu schaffen.
AG Koordinator*innen:
Uta Skowranek und Saskia Ehrhardt
Ein Schwerpunkt der AG soll sein, sich über forschungsethische Grundsätze im Kontext der Sozialarbeitswissenschaften in Österreich auszutauschen und diese Gedanken in einem ersten Entwurf zu formulieren. Dazu laden wir interessierte Kolleg*innnen ein, sich aktiv einzubringen und sich auch längerfristig an diesem Prozess zu beteiligen.
Dieses Treffen ist damit ein Grundstein für zukünftige aktive gemeinsame Zusammenarbeit und entsprechende Formulierung von Dokumenten und Positionspapieren, um so die Sozialarbeitswissenschaften in Bezug auf Menschenrechte und Ethik in Österreich zu gestalten und weiter zu entwickeln. Die zukünftigen AG-Treffen werden regelmäßig (digital) stattfinden, um diesen österreichweiten Prozess des Austausches und der konkreten Ausarbeitung kontinuierlich fortzusetzen.
AG-Koordinator*innen:
Sharon du Plessis-Schneider und Iris Kohlfürst
Vortrag: Prof. Dr. Andreas Thimmel - European Youth Work als Perspektive politischer Jugendarbeit
Politisches Handeln in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit begleitet das Feld und die Arbeitsgemeinschaft in der ogsa. Von lokalen Erfolgserlebnissen über globale Ageden – wie können politisches Selbstverständnis gefördert und Handlungsfähigkeit gesteigert werden? Eine dafür fruchtbare Perspektive bietet das Konzept „European Youth Work“ an, dass das Denken jenseits nationaler Klüngel, Gesetzgebungen und Förderlogiken zugunsten einer internationalen Perspektive des Politischen fördert.
AG-Koordinator*innen:
Eva Grigori und Severin Sagharichi
Schule ist ein über Jahrhunderte etabliertes und tradiertes System. Sozialarbeit baut auf einer gut 100-jährigen Entwicklung und Ausdifferenzierung auf, während Schulsozialarbeit als eigenes Arbeitsfeld der Sozialarbeit sich erst in den 1990-er Jahren in Österreich entwickelt hat. Idealerweise ist Schulsozialarbeit ein dauerhaft an einer Schule integriertes niederschwelliges Unterstützungsangebot, das Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem Entwicklungsprozess bei einer gelingenden Lebensbewältigung professionell begleitet. Mit diesem Anspruch steht die Berufsgruppe vor großen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit relevanten Akteur*innen des Schulsystems (z.B. Lehrer*innen, Schulleiter*innen, Erziehungsberechtigte), da teilweise unterschiedliche Handlungsaufträge und Zielsetzungen verfolgt werden, die auch im Widerspruch zueinander stehen können. Wie kann trotz dieser Unterschiedlichkeiten konstruktive Kooperation in Schulen gelingen?
AG-Koordinator*innen:
Philipp Bechter und Katrin Pultz
Das Symposium der AG „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft" stellt den jüngst veröffentlichten Sammelband „Soziale Arbeit in der Postmigrationsgesellschaft" vor.
Dieser erste Band der ogsa-Reihe greift aktuelle Themen der Sozialen Arbeit in der (Post-) Migrationsgesellschaft auf. Dazu werden mit Migration verbundene Phänomene in ihren theoretischen Grundannahmen, institutionellen Strukturen und in Praxisfeldern reflektiert sowie kritische Perspektiven auf einen professionellen Umgang damit entwickelt. Die Publikation enthält insgesamt dreißig Beiträge, die sich in fünfzehn Tandems aus Theorie und Praxis gliedern. Hier werden jeweils Themen wie Differenz und Macht, Rassismus, Postkolonialität, Intersektionalität, Empowerment, Social Justice, Border Struggles, Critical Citizenship u.v.m. diskutiert.
Dialog und Diskussion
Am Vormittag stellen die Herausgeber*innen – Martina Tissberger, Irene Messinger, Doris Böhler, Tina Füchselbauer, Anne Kühne, Anna Riegler, Manuela Hofer und Heiko Berner – das Konzept des Bandes vor. Es gibt Gelegenheit, Fragen, kritische Perspektiven und Praxisbeispiele aus der Postmigrationsgesellschaft mit den Herausgeber*innen und einzelnen Autor*innen zu diskutieren.
AG Koordinator*innen:
Doris Böhler und Heiko Berner
12:30 - 13:30 - Mittagspause
13:30 - 15:30 Symposien der Arbeitsgemeinschaften Teil 2
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, eine umfassende Pflegereform durchzuführen. Dazu wurde vom zuständigen Bundesminister Rudolf Anschober eine Task Force Pflege initiiert. Aufbauend auf einer breiten Online Befragung zur Identifizierung von Reformbedarfen und einem vertiefenden Diskussionsprozess mit Fachexpert*innen aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung ist geplant, dass ein Zielsteuerungspapier Pflege erarbeitet wird, in dem die erforderlichen Reformschritte dargelegt werden.
Vertreter*innen der AG Altern und Soziale Arbeit ist es gelungen, sich im vertiefenden Diskussionsprozess einzubringen und die Potentiale Sozialer Arbeit aufzuzeigen. Im Prozess wurde allerdings deutlich, dass nach wie vor wenig Wissen über Soziale Arbeit im Kontext der Betreuung älterer Menschen und deren An- und Zugehörigen vorhanden ist.
In diesem Panel wird über die Aktivitäten der AG Altern im Prozess der Task Force Pflege berichtet und bestehende Vorschläge werden in Hinblick auf deren Umsetzung in der sozialarbeiterischen Praxis diskutiert.
Input: Eva Fleischer (MCI Innsbruck) und Johannes Pflegerl (FH St.Pölten)
AG Koordinator*innen:
Angelika Neuer und Johannes Pflegerl
Workshop 2: Karin Goger – Zum Gelingen im Case Management, ein Buchprojekt
Die AG Case Management wird planmäßig im Jahr 2022 im Rahmen der Buchreihe der ogsa eine Publikation zu CM in Österreich herausgeben. Der Fokus der Beiträge aus Theorie, Forschung und Anwendung liegt auf dem Gelingen. Diskutiert werden soll, was unter „Gelingen“ im CM verstanden werden kann und WIE das, was als gelingend erachtet wird, gelingt. Beiträge aus unterschiedlichen Handlungsfeldern des Social Work Case Managements sollen interessierten Leser*innen Anregungen für gelingende Praxen vermitteln. Im Workshop laden wir die Autor*innen und interessierte Kolleg*innen zu einem diskursiven Austausch über den Begriff des Gelingens und gelingende Praxen im Case Management ein.
AG-Koordinatorin:
Karin Goger
In unserem Panel werden wir anhand von zwei kurzen Statements zur Frage, ob es in der Kinder- und Jugendhilfe in Österreich - ganz im Sinne des Fortschrittsglaubens
der letzten Jahrzehnte - stetig besser wird, oder ob neben Fortschritten auch Rückschritte passieren und wie diese die Gesamtsituation beeinflussen.
Im zweiten Teil stellen wir den aktuellen Entwurf eines Positionspapiers, an dem die AG nun drei Jahre gearbeitet hat, vor und bitten die Teilnehmer*innen diesen in Kleingruppen zu diskutieren. Die angemeldeten Teilnehmer*innen erhalten den Entwurf eine Woche vor der ogsaTAGUNG.
Es handelt sich bei diesem Dokument um einen Entwurf, der bereits einmal in der Feedbackschleife des Vorstandes der ogsa war und daraufhin überarbeitet wurde.
Koordinator*innen:
Hubert Höllmüller
- Input 1: Tamara Felbinger (MA 11; ÖGF):
Scham, Angst und Sprachlosigkeit? Sexualpädagogik in der Betreuungsarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung.
Laut einer Studie des BMASGK (2019) zeigt sich, dass 90% der Leiter*innen von sozialpädagogischen Einrichtungen der Behindertenhilfe davon ausgehen, sexualpädagogische Unterstützung anzubieten, jedoch nur 53% der Mitarbeiter*innen. Anderseits geben Klient*innen in derselben Untersuchung an, zu wenige Ansprechpersonen hinsichtlich Sexualität im institutionellen Umfeld vorzufinden.
Es ist zu fragen, ob diese Daten einerseits auf individuelle Normen, Glaubenssätze und das persönliche Schamgefühl bei diesem Thema verweisen sowie andererseits auf fehlende Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter*innen. Vor allem liegt es jedoch auch in der Verantwortung der Institutionen und deren Leitungen, das Recht auf Sexualität in ihre Konzepte aufzunehmen.
Vor dem Hintergrund der Declaration of Sexual Rights (WAS World Association for Sexual Health, 2014) und einer fachlich fundierten sexualpädagogischen Grundhaltung, dass jeder Mensch ein sexuelles Wesen ist, behandelt dieser Input die Rolle der Mitarbeiter*innen in der Betreuungs- und Beziehungsarbeit bei der Entwicklung und Erhaltung von Sexualität für Menschen mit Beeinträchtigung.
Input 2: Daniela Sprenger (FH JOANNEUM):
Sexualität und Behinderung unter der Perspektive des Normalisierungsprinzips
Ausgehend von der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung und dem Normalisierungsprinzip sollen die Rechte und Wünsche der Betroffenen näher betrachtet werden. Was und wer behindert Sexualität von Menschen mit Beeinträchtigung? Wie kann Sexualität so normal wie möglich erlebt und gelebt werden? Wo liegen die besonderen Herausforderungen für die Soziale Arbeit, aber auch für die Betroffenen, wenn es darum geht, größtmögliche Teilhabe und Inklusion im Bereich Sexualität zu bekommen?
Ein diskursiver Perspektivenwechsel für Professionist*innen für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung.
Koordinator*innen:
Alexander Brunner und Angelika Svoboda
Das Symposium der AG „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft" stellt den jüngst veröffentlichten Sammelband „Soziale Arbeit in der Postmigrationsgesellschaft" vor.
Dieser erste Band der ogsa-Reihe greift aktuelle Themen der Sozialen Arbeit in der (Post-) Migrationsgesellschaft auf. Dazu werden mit Migration verbundene Phänomene in ihren theoretischen Grundannahmen, institutionellen Strukturen und in Praxisfeldern reflektiert sowie kritische Perspektiven auf einen professionellen Umgang damit entwickelt. Die Publikation enthält insgesamt dreißig Beiträge, die sich in fünfzehn Tandems aus Theorie und Praxis gliedern. Hier werden jeweils Themen wie Differenz und Macht, Rassismus, Postkolonialität, Intersektionalität, Empowerment, Social Justice, Border Struggles, Critical Citizenship u.v.m. diskutiert.
Vortrag und Diskussion
Am Nachmittag präsentieren die Autorinnen der beiden Tandem-Artikel zum Thema „Border Struggles" ihre Beiträge und stellen diese zur Diskussion.
Theresa Schütze: Grenzarbeiten. Anschlüsse kritischer Grenzregimetheorien für die Soziale Arbeit.
Veronika Stemberger und Anne Kühne: Soziale Arbeit, Asyl und Illegalisierung.
Ausblick auf künftige AG Aktivitäten
Im Anschluss an die inhaltliche Diskussion wollen wir ein Kennenlernen potentieller neuer Interessent*innen der AG ermöglichen, Fragen zur AG-Arbeit beantworten und gemeinsam an neuen Ideen feilen.
AG Koordinator*innen:
Doris Böhler und Heiko Berner
Die Sprecher*innen der AG Sozialer Raum (Marc Diebäcker & Christoph Stoik) haben nach über fünf Jahren ihre Rolle zurückgelegt. Beim Symposium soll die strategische Neuausrichtung der AG und die Wahl von neuen Sprecher*innen erfolgen. Wir laden herzlich ein, gemeinsame Perspektiven und Aktivitäten sozialräumlicher Sozialer Arbeit in der ogsa zu diskutieren und die Ausrichtung der AG zu entwickeln.
Die AG hat sich in den letzten Jahren auf unterschiedliche Art und Weise mit sozialräumlicher Sozialer Arbeit auseinandergesetzt: die gemeinsame Auseinandersetzung zu raumtheoretischen Texten, der trägerübergreifende Austausch zur Gemeinwesenarbeit, die Entwicklung eines Positionspapiers zu Sozialer Arbeit in öffentlichen Räumen oder die ordnungspolitische Verdrängung von Adressat*innen an Wiener Bahnhöfen waren einige Aktivitäten der AG. Der übergreifende fachliche Diskurs zur Praxis der aufsuchenden Sozialen Arbeit und Gemeinwesenarbeit in Österreich zeigte sich auch in der Organisation von Panels bei Tagungen der ogsa.
Koordinator*innen:
Marc Diebäcker und Christoph Stoik
Nicht zuletzt neuere Forschungserkenntnisse aus den Bereichen Neurobiologie und Psychiatrie, lassen uns lang bestehende Prinzipien, wie beispielsweise die formal-juristische Grenze des 18. Geburtstags, vehement hinterfragen. Wir versuchen eine theoretisch-praktische Kritik der zeitlichen Rahmenbedingungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie nachfolgender Systeme, um uns der Forderung nach einer radikalen Individualisierung der Hilfen zu nähern.
Wolfgang Haydn MA
Aktuelle Aufgabe:
Einrichtungsleitung und Projektmanagement bei der Oasis Socialis gemeinnützige GmbH
Ausbildung:
Sozialarbeit (BA; FH St. Pölten)
Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit (MA; FH Campus Wien)
Ausbildung laufend:
Klinische Soziale Arbeit (MA; FH Campus Wien)
Koordinator*innen:
Dorothea Hartl und Nicole Walzl-Seidl